Nach mehr als 15 Monaten nun seit knapp einer Woche der an umfangreiche Bedingungen geknüpfte „Waffenstillstand“ zwischen Gaza und der IDF. „Waffenstillstand“ würde bedeutet: hier haben zwei gleichrangige Parteien militärisch miteinander gekämpft. Der Name ist also ein Euphemismus, der gut ins Bild zur Vereidigung des neuen amerikanischen Präsidenten passt. Es ist mehr das vorläufige und unsichere Ende einer barbarischen Vertreibungs- und Vernichtungskampagne gegen eine weitgehend schutzlose Bevölkerung, in der sich vereinzelte Milizen gegen die im Nahen Osten am höchsten gerüstete Armee zur Wehr setzten. Beide Seiten scheinen das Abkommen nicht vollständig umzusetzen, zum Nachteil der palästinensischen Bevölkerung und der israelischen Familien, die auf die Rückkehr ihrer Angehörigen warten.
Ein Hoffnungsschimmer zeigte sich jedenfalls am Horizont des Gazastreifens als die ersten palästinensischen Geiseln freikamen. Während die einschlägigen westlichen Medien stets von den israelischen „Geiseln“ in der Hand von Hamas berichten, unterschlagen sie, dass etwa 9000 palästinensische Geiseln unter oft menschenunwürdigen Bedingungen in israelischen Gefängnissen einsitzen, darunter befinden sich hunderte Kinder und Personen, die dort ohne stichhaltige Gründe eingesperrt sind.
Middle East Eye: Jared Kushner: Gaza could be a valuable ‚waterfront property‘
Heute kam die kalte Dusche. Nach den Ideen des neu gewählten amerikanischen Präsidenten sollen 1,5 Millionen Menschen des zerstörten Gaza-Streifens auf die umliegenden arabischen Staaten verteilt werden. Das ist eine sehr alte Forderung, die immer wieder nationalistische israelische Politiker und konservative Stimmen in westlichen Staaten vertraten und vertreten. Trump spricht im Duktus seines Schwiegersohnes Kushner wörtlich von einer „Säuberung“ des Gazastreifens.
Falls dieser Bevölkerungstransfer umgesetzt würde, wäre tatsächlich die ethnische Säuberung des Gazastreifens abgeschlossen und Trumps Schwiegersohn Jared Corey Kushner könnte im Gazastreifen Ferienwohnungen bauen lassen. Zudem sollen 2000 Pfund Bomben, deren Lieferung Trumps Vorgänger Biden verzögert hatte, wieder auf den Weg aus amerikanischen Rüstungsfabriken nach Israel kommen.
Derweil blockiert Israel aufgrund fadenscheiniger Gründe den Zugang der Rückkehrer in den Norden Gazas. Wenn es nach nationalistischen Kräften in Israel wie dem Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir oder dem Finanzminister Bezalel Yoel Smotrich ginge, dürfte niemand mehr in den Norden des Gazastreifens zurückkommen und das Gebiet würde dort für israelische Siedler zur Verfügung stehen.
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