Der Schreiber dieser Zeilen würde gerne wieder einmal über etwas Anderes schreiben. Etwa über den kurzzeitigen Ausnahmezustand in Südkorea oder einige nützliche Open-Source- oder Free-Software-Programme. Doch die Ereignisse in Gaza und im Libanon und die Verstrickung der deutschen Eliten lassen ihm keine Ruhe. Im Grunde genommen sind seine Einflussmöglichkeiten sehr begrenzt. Dieser Blog, der nicht Teil einer Internetpräsenz eines großen Konzernes ist, hat auch nur eine sehr begrenzte Reichweite: Große Medienkonglomerate und Internetunternehmen haben die öffentlich zugängliche Sphäre im Cyberspace bereits unter sich aufgeteilt.
Doch warum schreibe ich nicht über Musik oder einen besuchenswerten Ort in Südkorea? Angesichts der Massaker in Gaza und des brüchigen Waffenstillstandes im Libanon entsteht in vielen Menschen, so auch in mir, der Wunsch sich zu engagieren, gegen diese Vorkommnisse zu protestieren und irgendwie Einfluss zu nehmen. Ebenso scheint sich in Europa ein größerer Krieg anzubahnen, jedenfalls setzen sich die Regierungen nicht entschieden für einen Waffenstillstand ein und es gibt wenig öffentlich sichtbaren Widerspruch gegen diese Normalisierung des Krieges in Europa.
Im Folgenden habe ich einige mögliche Beiträge des Engagements aufgelistet.
Vorgehensweise
1. Sich sachkundig machen, Informationen suchen, darüber nachdenken, Fakten ordnen und sich einprägen
Wer sich engagieren will, sollte sich zuerst einmal in die Materie einarbeiten. Genauso wichtig ist Selbsterkenntnis und Konfliktfähigkeit. Wer sich selbst nicht kennt, weiß auch nicht, ob er einem blinden Aktionismus verfallen ist, ob er mit seinem Engagement vielleicht andere persönliche Defizite überdecken möchte. Vielleicht möchte der sogenannte Engagierte in Wirklichkeit etwas Anderes, versucht also mit seinen Aktionen einer wichtigeren Aufgabe in seinem Leben auszuweichen. Dann kann sein eigenes Rezept dazu beitragen, dass die allgemeine Situation, auf die er Einfluss nehmen möchte, sich weiterhin nachteilig entwickelt.
1.1. Wie lassen sich die Ereignisse in den größeren Rahmen einordnen?
Wie stehen die Ereignisse im Zusammenhang mit anderen politischen und historischen Geschehnissen? Sind sie einzigartig oder hat es sie schon in anderer Form früher gegeben?
1.2. Wahrscheinliche Ursachen und mögliche Folgen der Ereignisse
Wie ist es zu den Konflikten gekommen? Was trägt zu einer Eskalation bei? Was sind die möglichen Folgen einer weiteren Eskalation?
1.3. Wie lassen sich unerwünschte Folgen abschwächen?
Diese Frage kann im Grunde genommen nur derjenige vernünftig beantworten, der einen genauen Überblick über die aktuellen konfliktrelevanten Geschehnisse und historischen Entwicklungen hat, also im Grunde genommen niemand. Dennoch lassen sich an vergangenen Konflikten bestimmte Vorgehensweisen erkennen, die zur Entschärfung beigetragen haben, die daher mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch zukünftig etwas zur Konfliktrationalisierung beitragen können. Ob für eine Lageeinschätzung Intellektuelle besser geeignet sind als eher praktisch veranlagte Menschen ist fraglich. Jedenfalls haben Vertreter der sogenannten Eliten während der Corona-Krise und in vielen anderen Krisen versagt, darunter auch gerade diejenigen, die viele Bücher und Aufsätze in angesehenen Journalen geschrieben haben.
2. Gleichgesinnte und Andersgesinnte kontaktieren
2.1. Gleichgesinnten und Andersgesinnten zuhören
Freunden, Verwandten und Bekannten zuhören, also Personen, die eine ähnliche Meinung haben, aber auch solchen, deren Auffassungen man nicht teilt.
2.2. Sich mit Gleichgesinnten und Andersgesinnten treffen und sprechen
Der Dialog folgt, Ruhe bewahren bei kontroversen Gesprächen, im Zweifelsfalle lieber schweigen als unbegründete Behauptungen machen.
3. Sich schriftlich zum Thema äußern
3.1. Kommentare auf Videoportalen
Ob man damit Einfluss nehmen kann, ist fraglich; vielleicht beruhigt es das Gewissen.
3.2. Kommentare auf Blogseiten
In den letzten Jahren, insbesondere seit der Coronakrise scheinen gute, eigenständige Blogs, auf denen man Beiträge kommentieren kann, immer weniger geworden zu sein.
3.3. Kommentare unter öffentlich zugänglichen Zeitungsbeiträgen
Hier gilt etwas Ähnliches wie unter Punkt 3.1: Kommentare auf Videoportalen. Die Kommentare unter öffentlich zugänglichen Zeitungsbeiträgen sind vielleicht eher moderiert: unliebsame Kommentare, die nicht in das Weltbild der Publikation passen, dürfen erst gar nicht erscheinen.
3.4. E-Mail Austausch
3.5. Einen Blogbeitrag schreiben
Vielleicht kann man sagen: Wirkung = Reichweite eines Blogs * Qualität der Beiträge. Wenn die Reichweite gegen 0 tendiert, die Qualität der Beiträge aber hoch ist, hat dies etwa die gleiche geringfügige Wirkung – vielleicht sogar noch eine bessere! – als wenn die Reichweite hoch ist, die Qualität der Beiträge aber miserabel.
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