Die Nachrichten in den koreanischen Hauptrundfunkanstalten drehen sich in erster Linie um Südkorea. Vor einigen Jahren schaute ich mir gelegentlich koreanische Nachrichten im Fernsehen an, wenn ich auch sehr wenig verstand, etwa in MBC oder KBS. In der Regel waren die ersten 30 Minuten dieser Nachrichten für Geschehnisse im Inland reserviert. Irgendwann erfuhr dann der Zuschauer, was aus Sicht des Senders in der weiten Welt passiert. Irgendwann wechselte ich dann auch zu englischsprachigen Medien.
Der chinesische Sender CGTN etwa bringt wesentlich mehr Reportagen über internationale Ereignisse; der Schwerpunkt scheint dort auf Afrika zu liegen. Hier erfährt der Zuschauer über Ereignisse, die so gut wie nie BBC und CNN thematisieren. Sudan hat etwa 50 Millionen Einwohner. Seine Fläche ist mehr als drei Mal so groß wie die Fläche Frankreichs. Dennoch findet der derzeit dort tobende Krieg zwar bei CGTN Beachtung, doch kaum bei CNN oder BBC.
BBC und CNN berichten natürlich aus Sicht Großbritanniens und aus Sicht der
US-amerikanischen Eliten über die Welt. Wenn man sich diese Sendungen anschaut, bekommt man zwar in der Regel nur wenig sachlich fundierte Nachrichten zu sehen, dafür erhält man jedoch eine Übersicht darüber, was für diese Sender, und damit für viele westliche Medien wichtig ist. Selbst wenn diese Sender über etwas nicht berichten, nachdem sie lange Zeit dieses Thema behandelten, kann gerade dies wichtig sein, jedenfalls hat auch die Nichtberichterstattung verschiedene Gründe.
In Korea dreht sich nicht nur in den Nachrichtensendungen das meiste um das eigene Land, sondern auch im Bewusstsein seiner Bürger. Die Geschehnisse im Nahen Osten interessieren nur sehr wenige Gruppen; von Studentenprotesten habe ich bisher nichts gehört. Die koreanische Zeitung Hankyoreh berichtet kritisch über Israels genozidale Kriegsführung im Nahen Osten und die Rolle westlicher Mächte dabei.
Es gibt also keine Großkundgebungen gegen Kriege wie diese gelegentlich in Deutschland in den achtziger und neunziger Jahren stattfanden. Ende Oktober hat der Hankyoreh auch über Proteste arabischer und koreanischer Gruppen vor der israelischen Botschaft in Seoul berichtet. Wären die USA nicht entscheidend an diesem Konflikt beteiligt, wäre das Interesse in Südkorea sicher auch geringer.
Offenbar finden nun auch wöchentlich kleinere Kundgebungen in Seoul statt. Darüber informierte Press TV in einem heute erschienenen Beitrag, von dem auch dieses Video stammt.
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