Die Corona-Krise, die Kirche und die Kálámer

Offenbar befürworten oder tolerieren die Kirchen und die einflussreichsten Religionsgemeinschaften die derzeitigen Corona-Maßnahmen. Der Papst und der Dalai Lama lassen sich „impfen“ und rufen dazu auf. Vielleicht haben diese beiden Würdenträger nicht die normale Dosis erhalten? Doch es gibt auch Stimmen in der katholischen Kirche, die zahlreiche Corona-Maßnahmen verurteilen, etwa das Verschweigen von wirksamen Behandlungsmethoden bei gleichzeitiger Propagierung von gewinnbringenden Impfstoffen.

Der Papst ist zwar der höchste Repräsentant der katholischen Kirche. Allein aus dieser Stellung kann er allerdings keine medizinischen Maßnahmen für alle Gläubigen empfehlen oder ihnen gar vorschreiben. Vielleicht hat er sich in die Literatur eingearbeitet, sorgfältig alle Gründe abgewogen und mit vielen Experten gesprochen? Dann wäre eine solche Empfehlung eher nachvollziehbar. Dasselbe trifft für den Dalai Lama zu.

Was lässt sich aus buddhistischer Perspektive zu den derzeitigen Corona-Maßnahmen sagen? Vielleicht sollte an erster Stelle die erste der vier Wahrheiten stehen:

Dies ist die edle Wahrheit vom Leiden: Geburt ist leidvoll, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Sterben ist Leiden, Kummer, Wehklage, Schmerz, Unmut und Unrast sind Leiden: was man sich wünscht, nicht zu erlangen, ist Leiden …

(Sammlung mittellanger Lehrreden, Nr. 22,18, Übersetzung Klaus Mylius)

Georg Grimm geht sogar soweit zu sagen, dass es nach der Lehre des Buddha nur Leiden in dieser Welt gibt. Doch der moderne Durchschnittsmensch will dies nicht wahrhaben oder kann es nicht akzeptieren. Er will die Natur überwinden und glaubt, dies sei durch Technik möglich. Krankheiten, die natürliche Reaktionen des Körpers auf Ungleichgewichte sind, gelten als Betriebsunfälle. Sie müssen wie Schädlinge ausgerottet werden. Die moderne Medizin verwechselt oft das Symptom mit der Krankheit. Daher gehen ihre Bemühungen dahin, Symptome zu beseitigen, aber nicht einen Menschen zu heilen. Bedenklicher noch, der Pharma-Industrie geht es darum, lebenslange Abhängigkeiten zu schaffen. Flächendeckende Kontrollsysteme sollen diese Abhängigkeiten gewährleisten.

Der moderne Mensch im digitalen Zeitalter glaubt daran, dass das Leben Spaß machen soll, dass es zwar auch unangenehme Dinge gibt, dass diese sich jedoch mit Selbstoptimierungsstrategien, Technik, Geld und vielen Freunden in sozialen Netzwerken überwinden lassen.

Das Leiden lässt sich auch aus buddhistischer Perspektive überwinden, nachdem man es zunächst anerkennt, dann seine Ursache versteht, den Durst, „der zur Wiedergeburt führt, verbunden mit Vergnügen und Lust, an dem und jenen sich befriedigend, nämlich der Liebestrieb, der Selbsterhaltungstrieb, die Sucht nach Reichtum“ (ebd. 19), diesen schließlich bereit ist aufzugeben durch das Verwirklichen des achtgliedrigen Pfades.

Doch wie machen wir dies in einer unübersichtlichen Situation, in der bekannte Persönlichkeiten unterschiedliche Meinungen äußeren, in der es sich widersprechende Informationen gibt? Wir können uns am Prinzip orientieren, selbstständig nach der Wahrheit zu suchen. Der Buddha erklärte in seiner Ansprache an die Kálámer, dass es wichtig ist, selbst zu überprüfen, ob jemand Wahres oder Falsches lehrt:

Geht Kálámer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters!
Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt: ›Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden‹, dann o Kálámer, möget ihr sie aufgeben. Was glaubt ihr, Kálámer: gereicht die Gier, die im Menschen aufsteigt, ihm zum Heil oder Unheil?«

Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt: ›Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl‹, dann o Kálámer, möget ihr sie zu eigen machen. Was glaubt ihr, Kálámer: gereicht die Gierlosigkeit, die im Menschen aufsteigt, ihm zum Heil oder Unheil?«

Aus buddhistischer Perspektive könnte man sich derzeit insbesondere an vier Elementen des achtgliedrigen Weges orientieren. Zunächst sollten wir durch „rechtes Denken“ – andere übersetzen dies auch durch „rechtes Entschließen“ (samyak sankalpa) zu einer klaren Sicht der Dinge kommen.

Diese hilft uns auch, ohne Angst zu leben. Denn die Angst entsteht insbesondere durch ungeläuterte Gedanken und heftige Wünsche und Begierden. Das rechte Denken hilft, die richtigen Maßnahmen zu finden. „Rechtes Denken sieht die Dinge so wie sie sind. Falsches Denken führt dazu, dass wir die Dinge ‚auf den Kopf gestellt‘, in einer der Wirklichkeit entgegengesetzten Weise (viparyasa) sehen“, sagt Thich Nhat Hanh.

Das würde insbesondere bedeuten, sich für Maßnahmen zu entschließen, die anderen Menschen keinen Schaden zufügen, sich immer wieder zu fragen: „Bin ich mir ganz sicher?“ Zu einer solchen Prüfung eines einmal eingeschlagenen Weges in der Corona-Krise scheinen führende Politiker, ob sie nun Biden,
Merkel, Macron oder Johnson heißen, derzeit nicht in der Lage zu sein, von vielen etablierten Wissenschaftlern und Ärzten ganz zu schweigen. Es sieht so aus, als sei ein Skript vorgegeben, dass es nun abzuarbeiten gilt, koste es, was es wolle.

Drittens könnte man sich an der rechten Rede (samyag-vâc) orientieren, was vor allem beinhaltet, nicht vorsätzlich die Unwahrheit zu sagen. Unwahrheiten und vorsätzlich geäußerte Unwahrheiten, von denen der Sprechende weiß, dass seine Aussage nicht wahr ist, sind ein Kennzeichen der derzeitigen Krise: Viele gesunde Menschen sind krank. Die Impfstoffe sind sicher und effektiv. Alle, die mit oder durch Covid-19 sterben, sind Covid-Tote. Bei den mittlerweile in den offiziellen Datenbanken nach den „Impfungen“ registrierten Todesfällen – und das sind mehr als 30 000 – handelt es sich aber nur um „Koinzidenzen“, die mit der „Impfung“ nichts zu tun haben. Rechte Rede heißt auch, andere nicht zu verleumden.

Soweit mir bekannt ist bedeutet das richtige Handeln (samyak-karmânta) in erster Linie das Umbringen von Lebewesen zu vermeiden. Die Maßnahmen, etwa Lockdowns, Kontaktverbote, experimentelle Impfstoffe und Still-Legungen von ganzen Wirtschaftszweigen haben jedoch das Leben von weltweit Millionen Menschen beschädigt und haben möglicherweise zu mehr Toten beigetragen als in den offiziellen Covid-Statistiken an der Krankheit gestorben sind.

Letztendlich geht es um den richtigen Lebenswandel oder rechten Lebenserwerb (samyag-âjîva), etwa in seinem Beruf nicht andere täuschen oder ausbeuten, nicht mit Waffen oder Giftstoffen handeln.


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