In der Jugend zogen mich einige Schriftsteller in ihren Bann. Einer von ihnen starb heute vor 100 Jahren. Zu Lebzeiten war er äußerst erfolgreich; auch im vergangenen Jahrhundert beinflussten seine Bücher diejenigen, die aussteigen wollten und fragend das Abenteuer suchten. Wie bekannt ist er heute?
Ich verschlang seine Bücher und wartete auf neue Verfilmungen seiner Werke, ob es nun „Der Seewolf“ war, „Lockruf des Goldes“, „König Alkohol“, „Die Zwangsjacke“ oder seine zahlreichen Kurzgeschichten. Er schilderte meisterhaft die Schönheit der Natur, aber auch ihre Unerbittlichkeit, den ewigen Kampf der Elemente und Lebewesen um einen besseren Platz unter der Sonne. Dieser Schriftsteller lebte mit äußerster Intensität und Konzentration. Er prägte sich das Wissen für die Aufnahmeprüfung der Universität Berkeley in Kalifornien in drei Monaten ein. Nicht zuletzt deutsche Intellektuelle beeinflussten sein Werk. In gewisser Weise verkörperte er die Widersprüche der amerikanischen Gesellschaft und die Zeitströmung, die damals in westlichen Ländern weit verbreitet war. Er war sozialistischer Bürgermeisterkandidat in Oakland, verherrlichte aber andererseits den „Survival of the fittest“.
Vor kurzem las ich „To Build a Fire“ in der Originalversion. Ich hörte förmlich das brennende Holz knistern, spürte die klirrende Kälte eines arktischen Tages und litt unter der Verzweiflung des Protagonisten. Hätte Jack London ein gesünderes, aber weniger intensives Leben geführt, also weniger Drogen zu sich genommen, wäre er nicht so früh gestorben. Aber vielleicht gehörte das zu seinem Leben, vieleicht wollte er nicht ein langsames Verlöschen seiner Lebenskräfte, sondern die Fackel sollte kurz, aber dafür sehr hell brennen.
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