Der 85 jährige, von Studentenprotesten gebeutelte Präsident Yi Sûngman (auch geschrieben als: Rhee Syng-man) tritt am 26. April 1960 zurück und flüchtet aus Südkorea. Die Unzufriedenheit mit dem autokratischen und diktatorischen Regierungsstil hatte sich zunehmend in der Bevölkerung artikuliert. Der von den USA protegierte Yi hatte das Land mit eiserner Hand regiert, hatte Oppositionelle einsperren und foltern lassen. Ebenso war er maßgeblich für das Jejudo Massaker verantwortlich, dem mehrere zehntausend „aufständische“ (d.h. nach Autonomie strebende) Bewohner der südkoreanischen Insel Jeju zum Opfer fielen.
Yi Sûngman (1875 – 1965)
Im April 1960 verlangten Studenten die Annulierung der Wahlen vom März 1960, die diese als gefälscht betrachteten. Yis Regierung verkündete, 92 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten zu haben. Tatsächlich hatte der Präsident aber zuvor stetig an Boden verloren: 1956 gab es nur einen Zuspruch von 56%, während im Koreakrieg noch 72% der Wähler für ihn stimmten. Es sprachen verschiedene Indizien dafür, dass die Wahlen gefälscht waren: So schoss die Polizei – nicht nur am Wahltag – auf Oppositionelle der Demokratischen Partei. Als man die Leiche eines erschossenen und zu Tode gefolterten Studenten fand, schwappte die Protestwelle nach Seoul. Rhee trat am 26. April 1960 zurück und eine CIA-Maschine flog ihn am 28. April außer Landes.
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