Der größte Teil der Medien wendet sich nun von Haiti ab, mehr als eine Woche nach dem Erdbeben. Die ersten Meldungen der koreanischen Hauptnachrichten im Fernsehen drehten sich schon in der vergangenen Woche nicht mehr um Haiti. Vielleicht kamen bei diesem Erdbeben etwa drei Mal so viele Menschen ums Leben als im Mai 2008, als in der chinesischen Provinz Sichuan die Erde bebte. Haiti ist halt nur ein ziemlich unbedeutender Inselstaat; eine Kaffee- und Zucker-Republik, in dem die Nachfahren ehemaliger Sklaven hausen, während China als wirtschliche Supermacht Nr. 2 anderen nun das Fürchten lehrt. Wen wundert es da, dass die Katastrophe in Haiti weniger medienwirksam ist. Jedoch haben deutsche Bürger mittlerweile mehr als 15 Millionen Euro für das Katastrophengebiet gespendet.
Immer noch erreichen die Hilfslieferungen nicht die Bedürftigen. Auch Reportagen der BBC zeichnen ein düsteres Bild mit großen Bevölkerungsteilen, die keine Hilfe erhalten. Garry Pierre-Pierre schreibt in seinem Artikel für die Haitiantimes, dass die Mehrheit der Bevölkerung auch jetzt noch unterversorgt ist. Grundsätzlich dürfen Hubschrauber keine Versorgungspakete in ungesicherten Gebieten abwerfen. Aufgrund der Versorgungsengpässe schnellen die Preise in die Höhe. Kostete in der vergangenen Woche noch eine Dose Reis 2 Dollar, so sind es heute 3,50 Dollar. Der Preis für eine Gallone Speiseöl stieg etwa im gleichen Zeitraum von 10 auf 20 Dollar.
Am 14. Januar bot der Internationale Währungsfond an, Haiti mit 100 Millionen Dollarn unter die Arme zu greifen (Artikel). Dieser Kredit ist eine Ergänzung zu einer schon bestehenden Kredit-Summe von 165 Millionen Dollarn, die Haiti unter der Auflage bekam, seine Preise für Elektrizität zu erhöhen, die Gehälter für die öffentlich Bediensteten einzufrieren (abgesehen von denjenigen am unteren Rand der Gehaltsskala) und die Inflation gering zu halten. Der Währungsfond scheut sich also nicht, angesichts dieser verheerenden Erdbebenkatastrophe, seine Prinzipien von freier Marktwirtschaft durchzubringen.
Mittlerweile befinden sich etwa 11000 amerikanische Soldaten in Haiti. Das amerikanische Militär simulierte einen Tag vor dem Erdbeben, wie es sich in einem Katastrophenfall in Haiti verhalten soll. Die Verteidigungs-Informations-System Behörde (The Defense Information Systems Agency) war bei diesen Übungen maßgeblich beteiligt. Das Militär übte, wie es nach einem Hurrikan über Haiti militärische Operationen und die Dienstleistungen von Hilfsorganisationen vernetzen kann. Die am Manöver beteiligten Gruppen verwendeten auch Frequenzen militärisch eingesetzter Satelliten.
Das amerikanische Militär hat einige Hilfsgüter und medizinische Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Die Aufgabe der Kriegschiffe vor Haitis Küste besteht aber auch darin, Flüchtende vom Verlassen der Insel zurückzuhalten und wieder zurück zu schicken.
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