Tage in Andong III: Hier wohnte Tôgye – der Mann dessen Konterfei in Korea die 1000-Won-Scheine ziert.

Nachdem wir die Dosan-Akademie gesehen hatten, machten wir uns noch am selben Tag zum ehemaligen Wohnhaus Li Hwangs auf den Weg – zu Fuß. Das Wohnhaus liegt im Tal, etwa drei Kilometer hinter der Akademie, in der Li Hwang, auch bekannt als Tôgye, wirkte. Wir sahen nicht das originale Wohnhaus, doch eine Nachbildung von 1929, die Hajônggong aus Tôgyes Familie errichten ließ – vermutlich auf derselben Stelle, wo das Original ursprünglich gestanden hat.

Zerberus
Zerberus vor dem Wohnhaus

Mehrere Hunde, die uns bellend begrüßten, saßen, lagen, standen oder schlichen etwa 500 Meter vor Tôgyes Haus auf einem kleinen Arreal. Sie konnten auf diesem Gebiet allerdings nicht frei herumlaufen, sondern mussten sich, angekettet, in einem Radius von einem Meter in und um ihre Hütte bewegen. Die Pfote eines jungen Hundes war verletzt; es tat mir leid, wie er vor seiner Hütte humpelte. Erfreulich war das Schickal der anderen Hunde, deren Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt war, sicher auch nicht.

Hause des Toegye
Seitenansicht der Anlage

Tôgyes WohnhausTôgyes Wohnhaus
Innenansichten

Tôgyes Wohnhaus
Tôgyes Wohnhaus
Kein Museum

Spätestes auf den obigen Abbildungen kann man erkennen, dass es sich bei diesem Haus nicht um einen menschenleeren, stillgelegten Wohnkomplex handelt: Ein Stuhl steht auf der Veranda; auf der unaufgeräumten Rückseite, die auch den Besuchern zugänglich ist, sammelt sich allerlei Krempel. Aber das hat seinen Reiz, ein Haus, in dem die Menschen im Sinne Tôgyes weiter leben, wäre sicher auch in seinem Sinne.


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Kommentare

5 Antworten zu „Tage in Andong III: Hier wohnte Tôgye – der Mann dessen Konterfei in Korea die 1000-Won-Scheine ziert.“

  1. Avatar von Videbitis

    Enorm, der Gestaltungswille, der aus der Architektur spricht. Schon auf den letzten Bilder ist mir aufgefallen, daß auch ganz schmale Tore aufwändig überdacht sind – hat das irgendeinen besonderen Hintergrund?

    1. Avatar von Perspektivator

      Treffend wahrgenommen, ist mir bisher gar nicht so aufgefallen. Vielleicht lässt sich die aufwendige Überdachung kleinerer Bauten wie folgt erklären: Der Konfuzianer ist bestrebt, sich mit seiner Umwelt, also der Gesellschaft, der Natur und dem ganzen Kosmos zu harmonisieren. In der Architektur bedeutet dies, dass Teile, die dieselbe Funktion – wenn auch in unterschiedlichem Grad – erfüllen, auch gleich gestaltet sein sollen. Also: Dächer, ganz gleich, was sie abdecken, sollen auch auf gleiche Art und Weise gebaut sein.

      Das oben genannte Prinzip findet man übrigens auch im gesellschaftlichen Leben – trotz der Individualisierungsschübe in Korea – prägnant in folgender Aussage verdichtet: Anders sein heißt verkehrt sein, ein Prinzip, das für verschiedene Bereiche eine gewisse Gültigkeit hat, etwa für die Mode.

  2. Avatar von warum07

    … vielleicht dürfen die Hunde nachts freilaufen ?

    1. Avatar von Perspektivator

      … wäre schön, wenn sie dies dürften. Ich befürchte aber, dass sie auch dann ihr angekettetes Wächterdasein fristen müssen.

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