In der Akademie wirkte also Li Hwang, auch als Tôgye bekannt, der wohl berühmteste koreanische Konfuzianer. Er arbeitete nur verhältnismäßig kurz als hoher Beamter. Den größten Teil seines Lebens widmete er der Weiterbildung und der Erziehung seiner Studenten. Während dieser Phase lehnte er siebzig Mal hohe Regierungsposten ab. Damit entspricht sein Leben einem typischen konfuzianischen Bildungsideal, das auch schon Konfutse (Konfuzius) vorlebte.
Li folgte in seiner Philosophie grundsätzlich dem chinesischen Philosophen Zhuxi (1130 – 1200). Doch er vertrat im Gegensatz zu ihm die Auffassung, dass li (die Prinzipien) und qi (die materielle Kraft) ontologisch zusammen gehören, wobei aber li als ethische Kraft eine gewisse Überlegenheit habe. Wenn sich li offenbart, entsteht das Gute, während Unwissenheit und das Schlechte aufkommen, wenn li durch die materielle Kraft verdeckt wird. Obwohl li und qi also miteinaner verwoben sind, hat manchmal li die Führerschaft und in anderen Fällen qi. Aufgabe der Erziehung sei es, an das Gute im Menschen, das angeborene Wissen von li zu erinnern und damit die Selbstsucht zu überwinden.
Die Akademie besteht im Wesentlichen aus dem Studiersaal (Dosan Sôdang), einem Schlafsaal (Nongunjôngsa), der Bibliothek (Gwangmyongshil), einem Vorlesesaal (Jôngyodang), dem Sangdôk-Schrein und einem Lagerraum für Holz (Jangpangak).
konfuzianische Akademie Dosan
Tôgyes Anweisungen zum korrekten Verhalten
Ipji – Setz dir das Ziel ein weiser Mensch zu werden. Verliere niemals deine Selbstachtung.
Gŷongshin – Richte dich auf und falle niemals, auch nur für einen Augenblick, in Selbstgenügsamkeit.
Chisim – Halte deinen Geist klar und ruhig. Vermeide Geistesabwesenheit und Störungen.
Doksô – Lese fleißig, aber klebe nicht an Wörtern und Buchstaben.
Balôn – Äußere dich korrekt und prägnant. Halte dich dabei zurück und sei vernünfig, um andere zu unterstützen.
Jehaeng – Verhalte dich angemessen und schlüssig, damit du vernünftig wirst. Halte dich von weltlichen Gewohnheiten zurück.
Gôga – Sei pflichtbewusst und freundlich zu deinen Eltern, Brüdern und Schwestern. Sei dankbar und liebe deinen Nächsten.
Jôbin – Sei aufrichtig und vertrauensvoll zu denen, die du triffst. Sei mit anderen verbunden und halte Familienangelegenheiten in Ordnung.
Chôsa – Halte Richtig und Falsch auseinander, wenn du arbeitest. Gib dich nicht dem Zorn leichtfertig hin. Sei nicht gierig!
Ûnggô – Berechne nicht Gewinn und Verlust von Prüfungen. Tue dein Bestes und überlass den Rest dem Himmel.
(Inschrift aus dem Museum in der Dosan-Akademie, Übersetzung Perspektivator)
Blick nach dem Durchschreiten des Eingangstores Chindomun
Die Bibliothek wurde mit einigem Abstand zum Boden erbaut. Dadurch wollte man die Bücher vor Feuchtigkeit schützen.
Tor seitlich der Bibliothek
Rechts, im hinteren Bildteil, ist der zweite Teil der Bibliothek zu sehen.
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