Aufenthalt im Tempel Bonginsa

Am vergangenen Sonntag machte ich mich mit zwei andere Praktizierenden auf zum Tempel Bonginsa. Er liegt östlich von Seoul, in der Nähe der Stadt Namyangju – leider außerhalb des U-Bahn- oder Straßenbahnnetzes. Man kann allerdings mit der Jungang-Linie (Vorsicht, sie verkehrt an Wochenenden nicht so häufig) bis nach Donong (K124) fahren und von dort ein Taxi oder einen Bus nehmen.

Taxis in Korea sind nicht besonders teuer. Wer in Deutschland etwa eine Strecke von fünf Kilometern mit dem Taxi zurücklegt, ist leicht mit 10 Euro Gebühr dabei. In Korea zahlt man dafür weniger als ein Drittel. Dennoch ist die Fahrt mit dem Taxi in Korea nicht immer ein Vergnügen: Ähnlich wie die Busfahrer haben Taxifahrer drei Vorlieben: rasantes Beschleunigen, schnelles Fahren und abruptes Bremsen. Das ist nichts für Leute mit schwachem Magen. Zudem antworten Koreaner auf die Frage, ob sie etwas können, stets mit „Ja“ (oder wenigstens fast immer). Vielleicht geschieht dies aus Höflichkeit oder der Gefragte will sich keine Blöße geben. Auch der Taxifahrer, dessen Taxi wir in Sangbong nahmen, meinte: „Klar, ich weiß den Weg nach Bonginsa“. Die Richtung wusste er, doch als er sich schließlich verfranste und im Kreis fuhr, stiegen wir aus.

Mit einem etwas wackeligem Bus – das hat am Alter des Busses gelegen, nicht daran, dass eine Frau am Steuer saß – fuhren wir dann, vorbei an Kuhställen und Rentiergehegen, zum Tempel. Er liegt nicht auf einem Berg, wie dies bei der Mehrzahl koreanischer Tempel üblich ist. Im Tempel fanden Einkehrtage statt, an denen nach unserer Beobachtung nur Koreaner teilnahmen.

Koreaner streben nicht nur nach Selbsterkenntnis im Tempel. Oft kommen sie lediglich in bestimmten schwierigen Situationen zum Tempel. Dann treiben sie handfeste Gründe, sich an Buddha oder an die Mönche (auch mit Geldspenden) zu wenden, etwa wenn ihre Sprößlinge vor der Abiturprüfung stehen. Dieses Verhalten dürfte sich nicht sehr von dem vieler europäischer Kirchgänger unterscheiden.

Unterkunftsgebauede - Speisesaal
Unterkunftsgebäude – Speisesaal

Bonginsa legt seinen Schwerpunkt auf die Meditation. In anderen Orten gibt es dagegen öfter Dharmaansprachen oder bestimmte Zeremonien. Wir setzten uns zu den Seon-Mönchen und -Nonnen in den Seonbang (zu Deutsch: Seon- oder Zenraum). Im Gegensatz zu Retreats, die nach einem festen Schema ablaufen, hatten wir hier die Möglichkeit, recht frei, nach unseren Vorstellungen zu meditieren. Das kann man dort in der Buddhahalle und im schon erwähntem Zenraum. Dabei wollten wir aber nicht die anderen im Raum Sitzenden stören. Im Raum herrschte eine konzentrierte Atmosphäre, die auch schnell uns erfasste. Allerdings drangen manchmal von draußen Laute und Geräusche in den Raum: Schüler und andere Leute, die von ihren meditativen Übungen zurückkamen, kicherten oder schwatzten laut miteinander.

Den Tempel ließ König Gamghaegung errichten. Bonginsa soll Jinsirari, Reliquien Buddhas, beherbergt haben.  Doch die Pagode, die die Gebeine enthielt, steht nun im Zentrum Seouls, in der Nähe des Nationalmuseums.

Das Essen zur Mittagszeit war zwar nicht üppig oder vielseitig gewürzt, aber dennoch frisch und ausgezeichnet in seiner Zubereitung. Man spürt, dass hier Leute am Werk sind, die jeden Schnitt mit dem Messer mit Bedacht tun.


Seonbang

Seonbang


Stupa
Stupa Replikat

Bonginsa 5
Bodhisattvas

Bonginsa 6

Bonginsa 2
Individuelles und Gleiches

Bonginsa 1
Welches Gesicht hattest du vor deiner Geburt?

Statuen
Boddhisatvas
Steinbuddha vor 1250 Statuen


Beitrag veröffentlicht

in

, , , , , ,

von

Kommentare

5 Antworten zu „Aufenthalt im Tempel Bonginsa“

  1. Avatar von warum07

    ein bissel unheimlich sind die MassenBoddhisatvas …

    liebe Grüsse
    Karen

    1. Avatar von Perspektivator

      In vielen koreanischen Tempeln stehen hunderte dieser Figuren, zuweilen mehr als Tausend. Das hat etwas mit dem Charakter des koreanischen Buddhismus zu tun. Er gehört zum Mahayana, der besonders betont, dass es sich beim Buddha nicht um eine einmalige Erscheinung handelt, sondern davon ausgeht, dass bereits viele Buddhas in der Geschichte erschienen sind und dass alle Lebewesen grundsätzlich Buddhanatur tragen.

      Ich hoffe, dass ich oben nichts Falsches geschrieben habe. In der Broschüre über Bonginsa steht, dass es sich bei den Figuren um Buddhas handele. Das glaube ich aber nicht, denn sie haben nicht verschiedene der 32 Merkmale, an denen man Buddhas erkennt. So fehlen etwa: verknotetes schwarzes Haar, eine Erhebung auf der Stirn oder Falten um den Hals …

      1. Avatar von Videbitis

        1250! Das sieht schon sehr beeindruckend aus – sitzen da, als ob sie auf den Anstoß warteten. 😉
        Wie hoch sind die Figuren ungefähr?

      2. Avatar von warum07

        … das ist eine sehr schöne Weltsichtidee 🙂

        … der Vorteil ist, ich weiß nichts von den Merkmalen, also können wir es ruhig Buddhas sein lassen 🙂

        aber sind Buddhas und Boddhisatvas nicht was verschiedenes?

  2. Avatar von Perspektivator

    Die Figuren sind nicht überlebensgroß. Ein Foto mit Personen, die neben den Figuren stehen, wollte ich nicht in den Blog stellen. So kann jeder selbst seine Fantasie spielen lassen, wie groß die Figuren wohl sein mögen … So ist alles Mögliche von 20 cm bis etwa einen Meter drin.

    Aber um die Frage doch noch zu beantworten: Ich vermute mal, dass sie so etwa jeweils 40 cm hoch sind.

    Unterschiede zwischen Buddhas und Bodhisattva? Oben bin ich ja schon einmal (indirekt) darauf eingegangen. Grundsätzlich sind die Bodhisattvas diejenigen, die nicht nur um das eigene Heil bemüht sind, die deshalb andere Lebewesen retten wollen, die nicht ruhen, bis es alle geschafft haben, „ans andere Ufer“ zu kommen.

    Grundsätzlich geht es ja darum, aus dem Geburtenkreislauf auszusteigen und das kann man im Prinzip auch selbst, ohne das Gelübde abgelegt zu haben, alle zu retten. Im Theravada Buddhismus spielt daher das Bodhisattva-Ideal eine geringere Rolle.

    Einer der bekanntesten Bodhisattvas ist Avalokiteshvara (koreanisch auch Kwanzeum Bosal oder Kwan Um). Er drückt universelles Mitgefühl aus.

    Man kann vielleicht sagen, dass alle Buddhas Bodhisattvas sind, aber dass nicht alle Bodhisattvas Buddhas sind (vom Potential her vielleicht schon, aber nicht von der aktuellen Verwirklichungsstufe).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert