The Tenth Gate: The Mouse Eats Cat Food
The mouse eats cat food, but the cat bowl is broken.
What does this mean?
Zen Master Seung Sahn: The compass of Zen. Foreword by Stephen Mitchell. Compiled and Edited by Hyon Gak Sunim. Boston & London: Shambala, 1997, S. 388
Meat 1973, von ProjectX3
You won’t eat meat
But the cat eat meat
Jump, now turn around
Who wrong? You wrong
What you gonna do son
Jump, now turn around
You don’t take life
But the cat take life
Jump, now turn around
Who wrong? You wrong
What you gonna do son
Jump, now turn around
Dieser Song von der ersten Rockband, von der ich eine Vinyl-Scheibe kaufte, erschien 1973 als B-Seite auf der Single „Joybringer“. MMEB beindruckt mich heute immer noch aufgrund ihrer musikalischen Vielfalt, ihrer ausgeklügelten aber auch einfachen Kompositionen und ihrer Lebendigkeit. Die Earth Band verbindet an vielen Stellen Jazz mit Rockmusik. Bevor Mann die Earth Band gründete, hatte er nach Erfolgen im Pop- und Blues-Genre in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen Ausflug in die Jazz-Welt gemacht. Dort provozierte er teilweise mit atonalen Passagen, durch die der Freejazz schimmerte.
Auf dem letzten Studioalbum der Earth Band („2006“ – dazu mehr unten) wirkt dann wieder die Saxophonistin Barbara Thomson mit (sie ist bereits 1976 auf der „Roaring Silence“ zu hören). Einige Songs der Band erschüttern liebgewordene Hörgewohnheiten, andere prägen sich durch eingehende Melodien schnell ein. Auch klassische Musik fließt in die Kompositionen ein, doch dazu unten mehr.
Die Earth-Band tourt weiterhin durch Deutschland. Eine Ehrenbezeigung an die deutsche Fangemeinde ist wohl auch der Auftritt des Rappers „Thomas D“ auf dem letzten Studioalbum: Hier singt er in Deutsch. Doch wie wird es weitergehen, nachdem der langjährige Sänger der Band, Noel McCalla, im September die Gruppe verlassen hat?
Der obige Song „Meat“ ist für Chris Slade geschrieben, der Vegetarier ist. Slades grooviges Spiel beschwingt. Nachdem Chris Slade die Earth Band nach dem Erscheinen des Albums „Watch“ Ende der siebziger Jahre verließ, trommelte er unter anderem für AC & DC. Er arbeitete auch mit Jimmy Page und David Gilmour zusammen.
Die zuletzt erschienene Studio-CD von MMEB heißt schlicht „2006“ oder „Manfred Mann ’06 with Manfred Mann’s Earth Band“. Die Aufnahmen kamen im Jahre 2004 auf den Markt – vielleicht aus verkaufstechnischen Gründen mit dem Titel 2006? Sollte dies die Spannung heben? Wenig fördernd für den Verkauf ist wohl der Kopierschutz der CD, d.h. die Nicht-Verwendbarkeit für CD-Laufwerke im PC. Er hielt mich in den vergangenen Jahren davon ab, die Scheibe zu erwerben. Schließlich tat ich es dann doch im Sommer während des Aufenthalts in Deutschland. Tatsächlich, diese Scheibe läuft nicht im CD-Spieler meines Notebooks! Aber auf der Stereoanlage kann sie ihren Klang entfalten – und der überzeugt.
Ein Musiker (oder ist es seine Plattenfirma edel-records?) will also durch einen Kopiermechanismus „seine“ Werke schützen. Das erstaunt, übernahm und übernimmt Manfred Mann (mit bürgerlichem Namen Mike Lubowitz) wie eine Elster Musikstücke und Melodien: von seinen Musiker-Kollegen aus der Pop- und Rockwelt, von klassischen Komponisten, von Volksweisen – und lässt diese dann als seine eigenen Werke erscheinen. Nur einige Beispiele, die sich auf dem Album „2006“ finden: „Monkman“ basiert auf einem gregorianischen Choral; bei „Independent Woman“ erklingt im Refrain was? Eine bekannte Orchesterpassage aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskis erstem Klavierkonzert. Sie ist bereits in den Anfangstakten des Klavierkonzertes zu hören: während der ersten Dreiklangsfigur des Klaviers. Ebenso stammt die Melodie des „March Slave“ von Tschaikowski. Bei „Get Me Out of This“ stand Jules Massenet Pate. Als Untermalung der humoristischen Geschichte – oder des satirischen Märchens – „Frog“ dient eine russische Volksweise. Vermutlich haben die Chorpassagen auf „The History of Sexual Jealousy“ auch klassische Ursprünge und „Black Eyes“ ist so offensichtlich eine Variation einer Melodie eines klassischen Komponisten, so dass dieser gar nicht genannt wird.
Auch in der Vergangenheit machte die Earth Band Anleihen bei klassischen Komponisten. So geht etwa das Stück „Joybringer“ zurück auf „Jupiter“ aus der Planetensuite von Gustav Holst. Anleihen bei Bach schimmern bei verschiedenen Stücken durch, so etwa bei „As Above So Below“. Vor Jahren hatte ich, als ich einige Klavierwerke von Schubert hörte, gedacht: Moment mal, das kennst du doch irgendwo her. Tatsächlich stammt die Eingangsmelodie von „Questions“ von Schuberts Impromptu Nr. 3 in Ges-Dur. Zudem können wir im englischen Wikipedia lesen – was mir bisher nicht bekannt war – im Stück „Starbird“ finde sich ein Thema aus Stravinskys Ballett „Feuervogel“. Das kann ich nach dem Hören des „Feuervogels“ bestätigen: Der Eingangschoral bei „Starbird“ ist eine leichte Abänderung des Themas im „Finale“ der Feuervogelsuite. (Stravinsky rechnet man vielleicht besser der Moderne zu; in späteren Werken hat er sich wieder mehr auf das europäische Erbe besonnen. Vor ein paar Tagen hörte ich wieder einmal sein Werk „Le sacre du printemps“. Es überraschte mich, als ich feststellte, dass Pink-Floyds Schlagzeuger Nick Mason bestimmte Passagen von „Le sacrifice“ fast exakt für sein Stück „The Grand Vizier’s Garden Party“ übernahm (LP Ummagumma) – das kann man allerdings nicht bei Wikipedia nachlesen ;-). )
Der Riff von „Fat Nelly“ beziehe sich anfangs auf eine kurze Phrase des Streichquartetts Nr. 1 von Janáček, heißt es im englischen Wikipedia. Integriert sei in „Blinded by the Light“ ein Teil des Stückes „Chopsticks“ der britischen Komponistin Euphemia Allen. Hier in Korea, wo die jungen Kinder fleißig Klavier lernen, habe ich ein Thema von „Blinded by the Light“ schon einige Male aus Klavierschulen herauswehen gehört. Doch von diesen klassischen Ursprüngen verschiedener Motive der Earth Band stand bisher nichts in den Erläuterungen zu den Alben, die mir vorliegen: Beim Album „2006“ ist das anders. Dort finden die klassischen Komponisten Erwähnung, von denen Motive in die Stücke eingehen.
Manfred Mann’s Earth Band „Manfred Mann’s Earth Band – Africa Suite: Brothers and Sisters of Africa & To Bantustan? – Lyrics“ (1982) von buyakga1946
Aber nicht nur zur Jazzmusik oder zur klassischen Musik zieht es Manfred Mann hin, sondern auch zu Volksweisen – so greift er etwa zurück auf afrikanische („Somewhere in Afrika“ 1982) oder indianische (Plain’s Music 1991) Gesänge und Rhythmen. Die Earth Band macht also auf dem Album „2006“ wieder ihrem Namen alle Ehre, aus allen Teilen der Welt musikalische Beiträge aufzugreifen und zu verwerten.
Als Lifeband kommen der Earth Band oft die besten Einfälle auf der Bühne. Auf Konzerten konnte ich die Lebendigkeit, Energie und Verspieltheit der Gruppe mehrmals erleben. So überrascht es nicht, dass verschiedene Stücke auf ihren Platten als Life-Mitschnitte zu finden sind – die die Band in dieser Form wohl nicht mehr reproduzieren kann (Etwa 1976: „As Above So Below“, „Waiter There’s A Yawn In My Ear“ oder die Version von „Mighty Quinn“ auf dem Album „Watch“ von 1978). Mittlerweile sind daher verschiedene Life-Alben der Gruppe erschienen. Sie sollen ihre Bühnenqualitäten herausstellen. Von diesen kenne ich nur das 1998 herausgekommene Album „Mann Alive“. Streckenweise finde ich es wirklich gelungen, es kann aber nicht mit den Erinnerungen von verschiedenen Earth Band Konzerten konkurrieren (das erste besuchte ich 1982). „Life in Budapest“ (1984), das mir aus einigen Youtube Videos bekannt ist, bringt eher diese Atmosphäre herüber.
California Institute, 1978 von Manfred Mann’s Earth Band
Das Konzept, etwas von dieser unmittelbaren Atmosphäre zu konservieren, stand dann auch Pate bei dem Album „2006“.
Hier versammeln sich viele Stücke oder Passagen, die die Band nur einmal – also ohne vorhergehende Proben – einspielte. So klingen denn viele Stücke erstaunlich frisch, nichts ist zu hören von den sauber abgemischten digitalen Melodielinien, die heute auf so manch neu erschienenem Alben die Stimmung töten.
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