Was hat Milch mit Albert Einstein zu tun?

Mit dem Sesshaftwerden des Menschen fing das Übel an, behaupten Historiker, Philosophen und Religionswissenschaftler. Kain, der Ackerbauer, erschlug seinen Bruder Abel, den Hirten, weil dessen Opfer, von Jahwe wohlwollend entgegengenommen, seine Eifersucht erregte. Bei Jean-Jacques Rousseau beginnt das Übel der Zivilisation mit dem Menschen, der eine Scholle Erdreich umzäunt und behauptet, das Land sei sein Eigentum. Besonders im christlichen Abendland gefällt sich der Mensch darin, den Boden und die auf ihm lebenden Tiere auszubeuten und als Maschinen zu missbrauchen. Die Geschichte der Tierquälerei und -ausbeutung gehört zu den dunkelsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte.

Schweinegrippe – ein Übel der Natur?

Jüngstes Beispiel ist die Schweinegrippe. Die einschlägigen Medien überschütten uns mit Horrormeldungen über eine mögliche Pandemie, über die Gefahren, die von der „Schweinegrippe“ (also von Tieren) ausgingen (bei noch nicht einmal vier Dutzend bestätigten Toten, deren Tode auf A/H1N1 zurückgehen), unterschlagen aber die Diskussion über mögliche Ursachen der „Schweineinfluenza“ Erstens: Das Genom des ersten gefundenen Virus stammt im Wesentlichen von Varianten, die unter Menschen verbreitet sind. Zweitens: Wie kommt aber der Anteil zustande, der auf Schweine verweist? Der Nährboden ist leicht auszumachen: Massentierhaltung unter entsetzlichen Lebens- und Aufzuchtbedingungen, mit Antibiotika vollgepumpte Schweine in Konzentrationslagern, gehalten auf engstem Raum und im unnatürlichem Eiltempo zur Schlachtreife hochgezüchtet. Drittens: Es können auch humane Viren vom Menschen auf das Schwein übergehen.

Wer zivilisiert ist, trinkt Milch. Diese Botschaft verbreitet die westliche Wirtschaft und Gesellschaft seit vielen Jahrzehnten. Die Weltanschauung der EU, die milliardenschwere Agrrarsubventionen verteilt, ist mittlerweile auch in Asien angekommen. Eigentlich vertragen Asiaten noch weniger Milch als westliche Menschen. Aber sie glauben nun auch: Da muss was dran sein, an diesen Sprüchen: „Die Milch macht‘s!“ „Milch ist gesund!“ oder „Milch macht müde Männer munter!“

In China gilt der Milchkonsum als Wohlstandsbeweis. Nur leider hat der Milchwahn in diesem Land vor einigen Monaten verheerende Folgen gehabt. Im November 2008 gab das chinesische Gesundheitsministerium bekannt, dass 300000 Babies krank seien aufgrund des Konsums von Getränken, die mit kontaminiertem Milchpulver hergestellt wurden. 860 Babies kamen ins Krankenhaus und 13 Kinder starben. Ihre Nieren konnten das Gift nicht mehr bewältigen und versagten. Wir erinnern uns: Windige und geschäftstüchtige Babynahrungshersteller panschten ihre Milchprodukte mit Melamin, einem Kunststoff. Einerseits wollten sie damit verschleiern, dass die Milch mit bestimmten Inhaltsstoffen gestreckt war, andererseits wollten sie ihren Abnehmern einen hohen Proteingehalt in der Milch vorgaukeln.

Milch, der Zaubertrank für den gesellschaftlichen Aufstieg

Das ausbildungsbesessene Korea fährt besonders ab auf die cleveren Slogans der Milchindustrie. Die Koreaner, des Milchtrinkens nicht gewohnt, werden aber schnell müde nach dem Milchgenuss. Kein Wunder: Der hohe Gehalt an Tryptophan in der Milch wirkt sich schlaffördernd aus. Dennoch sind auch viele Koreaner mittlerweile von den „Segnungen“ der Milch überzeugt. Immer mehr Riesenbabys laufen über Koreas Straßen, Jugendliche, die aufwachsen mit Milch und Fleisch von Tieren, die mit Wachstumshormonen aufgepäppelt wurden.

Milchtrinken macht intelligent! Ja, das glauben viele gerne. Der sehnlichste Wunsch der meisten koreanischen Eltern ist, dass ihr Kind auf drei Gebieten erfolgreich wird: Es soll einen hohen (formalen) Bildungsstand erreichen, im Wohlstand leben und eine hohe gesellschaftliche Anerkennung erfahren. Ein Held in Korea, der all diese Attribute verkörpert, ist Albert Einstein. Also: Gib deinem Kind Milch und die Chance besteht, dass es so intelligent und erfolgreich wird wie er!

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Kein Witz: Einstein Milch im Regal eines koreanischen Lebensmittelgeschäftes

Man braucht aber kein Albert Einstein oder ein studierter Naturwissenschaftler zu sein, um sich folgendes zu vergegenwärtigen. In der Natur gibt es Lebewesen verschiedener Spezies, die Milch produzieren. Die so produzierte Milch wandert aber nur weiter an Lebewesen derselben Art. Kälber trinken Kuhmilch. Junge Ziegen trinken Ziegenmilch. Junge Fohlen Stutenmilch usw. Dafür sind ihre Verdauungsysteme ausgelegt.

Und junge Menschenbabys trinken Muttermilch. Konsumierten sie Kuhmilch, könnte dies tödliche Folgen haben. Menschliche Muttermilch ist nicht in jedem Fall das optimale Getränk für Säuglinge, wie Studien nachweisen. Dennoch: Das menschliche Verdauungssystem ist für Muttermilch geschaffen. Diese unterscheidet sich von Kuhmilch durch einen höheren und besser resorbierbaren Fettgehalt mit einer höheren Konzentration ungesättigter Fettsäuren. Muttermilch ist auch nicht pasteurisiert, hat also einen höheren Gehalt der Vitamine A, C, E und D und enthält keine abgetöteten Mikroorganismen, abgetöteten Salmonellen und andere leblose Bakterien, die Trinker von pasteurisierter Kuhmilch immer mittrinken.

Einmal der Muttermilch entwachsen trinken Säugetiere keine Milch mehr. Der Mensch ist jedoch das einzige Lebewesen, das regelmäßig Milch nicht von seiner Mutter trinkt, also artfremde Milch zu sich nimmt – und das auch im Erwachsenenalter. Er stiehlt als einziges Lebewesen anderen Lebewesen die Milch, die Nahrungsgrundlage, die für deren Nachwuchs gedacht ist.

Wenn nun Kinder Kuhmilch trinken, was passiert dann? Bei jungen Kälbern dient der Milchkonsum vor allem dem Größenwachstum. Verstehen wir unter Wachstum die Zunahme einer Substanz pro Zeiteinheit, ist die Relation Wachstum des Körpers / Wachstum des Gehirns bei Kälbern größer als der vergleichbare Quotient beim menschlichen Säugling. Eine logische Folge könnte nun sein, dass der Konsum von Kuhmilch das Größenwachstum des menschlichen Körpers fördert – auf Kosten der Gehirnentwicklung.

NDR-Sendung: Wie gesund ist Milch wirklich?

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Hilft Milch nicht beim Knochenaufbau? Ich würde nicht so weit gehen wie Marko Ziesemer (siehe untenstehenden Artikel: Die Milchlüge), dass Milch in jedem Fall schädlich für den Knochenaufbau ist. Es kommt sicher auch auf die Menge der getrunkenen Milch an. Der mäßige Milchkonsum hat vielleicht keine schädlichen Auswirkungen. Jedoch: Häufiger Milchkonsum greift die Knochensubstanz an!

Das lässt sich biologisch folgendermaßen erklären (siehe zu den folgenden Ausführungen auch diesen Artikel ): Osteoblasten absorbieren und verarbeiten Kalzium und bilden die Grundlage für den Knochenaufbau: die Knochensubstanz oder Knochenmatrix. Die Abfuhr des Kalziums aus den Knochen steuern die Osteoklasten. Das Blut nimmt durchschnittlich täglich etwa 200 mg Kalzium auf, egal ob wir 700 mg oder 900 mg Kalzium zu uns nehmen. Wenn der Mensch mehr Kalzium zu sich nimmt als er braucht, führen die Osteoklasten die entsprechenden Mengen von Kalzium wieder ab.

Nehmen wir jedoch durchschnittlich bedeutend höhere Mengen, sagen wir 1500 mg, zu uns, kann der Körper auch mehr absorbieren. Steigern wir nun die Kalziumaufnahme weiter, ist schnell der Punkt erreicht, bei dem der Körper sich nicht mehr auf die angemessene Kalziummenge einpendeln kann: Mehr Kalzium verbleibt im Körper als der Gesundheit dienlich ist.

Steigender Milchkonsum führt statistisch gesehen zu einem häufigeren Auftreten von Osteoporose

Tatsächlich erhöht sich die Kalziumdichte in den Knochen bei Personen, die viel Kalzium konsumieren. Allerdings ist die Reproduktions-Häufigkeit einer Zelle begrenzt. Damit ist das Replikationspotential der Zellen bei Menschen, die viel Kalzium zu sich nehmen, früher erschöpft. Ein erschöpftes Replikationspotential führt zu einem Mangel an Osteoblasten. Doch nur diese Osteoblasten können die Matrix für neue Knochen bilden. Fehlen sie, werden die Knochen porös und erhalten Löcher. Genau dies passiert bei der Osteoporose.

Statistiken belegen einen klaren Zusammenhang zwischen dem Konsum von Milchprodukten und dem Auftreten von Osteoporose. In Gesellschaften mit geringem Konsum von Milchprodukten tritt Knochenschwund viel seltener auf als in Gesellschaften, in denen Menschen häufig sich mit Milchprodukten ernähren.

According to new research conducted at the Harvard University for 12 long years, which involve 78,000, nurses, demonstrated clearly that the more dairy products you consume, the higher rate of bone fracture and fragile bones you will experience. In fact, in countries where both dairy consumption and overall calcium levels in the diet are the low [sic], bone fracture rates are also the lowest.

(Entnommen aus: Too Much Calcium And Osteoporosis)

In Griechenland verdoppelte sich etwa der Milchkonsum von 1961 bis 1977 und stieg dann noch einmal rasant bis 1985 an. Im selben Zeitraum, also von 1961 bis 1985, verdoppelten sich auch die Osteoporose-Fälle in Griechenland. Australier, Neu-Seeländer und US-Amerikaner konsumieren etwa drei Mal so viel Milch wie Japaner, und Brüche am Hüftgelenk treten etwa 2,5 Mal so häufig in den USA auf als in Japan. Kurz: Je weniger Milch eine Gesellschaft konsumiert, desto kleiner fällt die Osteoporose-Rate aus.

Zum Glück gibt es jedoch in Korea auch Sojamilch in ausreichenden Mengen. Sie ist in diesem Land verbreiteter als in europäischen Ländern. Ich hatte schon lange meinen Milchkonsum deutlich reduziert. Seit einigen Monaten bin ich nun vom sporadischen Konsum der schädlichen – das Krebsrisiko erhöhenden – Kuhmilch auf Sojamilch umgestiegen (zum Krebsrisiko siehe den NDR-Filmbeitrag oder hier). Fleisch und Fisch esse ich seit 18 Jahren nicht mehr, Käse aber durchaus noch gelegentlich, überwiegend in Form von Frischkäse und „Scheibletten“, die – wie sollte es sonst sein, welch ein Wahnsinn! – auch in Korea einzeln in Plastikfolie verpackt sind. Andere Käsesorten sind in Korea kaum erhältlich. Auf Schweizer Käse, einen Roquefort oder einen edlen Camenbert möchte ich eigentlich nicht so gerne verzichten. Aber diese Käsesorten gibt es in Koera nur in vereinzelten Spezialgeschäften. Also kommen sie weniger auf den Tisch. Man könnte also auch ohne sie auskommen.

Kommentare

10 Antworten zu „Was hat Milch mit Albert Einstein zu tun?“

  1. Avatar von warum07

    ist heftig …
    und hägt letztlich mit der Milchindustrie zusammen
    und den genialen Gewinnen aus sowas (man propagiert etwas als toll und gesund -1.Gewinn, es macht aber krank und Schwierigkeiten, die meist nicht akut lebendsbedrohlich aber fein behandelbar… -2.Gewinn)

    liebe Grüsse
    Karen

    PS ich ess auch kein Fleisch mehr (Käse schon aber auch nicht so oft) mag aber sehr gern Butter (und zwar ordentliche und BIO natürlich) mit der Milch das wußt ich schon länger (eigentlich soll sogar der Käse sehr schwer bis gar nicht zu verdauen, für uns Menschen sein:>>)
    einen ganz schönen Link hab ich auch hier http://www.zentrum-der-gesundheit.de/milch.html

    1. Avatar von Perspektivator

      Über deinen Kommentar habe ich mich gefreut. Ebenso gefällt mir die Vorstellung, nun eine weitere Vegetarierin zu kennen. Der Beitrag, der sich hinter dem Link verbirgt, ist ausführlich und fundiert.

      1. Avatar von warum07

        ich glaube es gibt inzwischen immer mehr Menschen, die begreifen…
        (und unser kultureller Umgang mit anderen, unseren MitLebewesen, das geht so nicht!!!)

        1. Avatar von Perspektivator

          Die meisten Menschen, insbesondere fleischessende Menschen, sind sehr gespalten, was den Umgang mit ihren Mitlebewesen betrifft. Zunächst ziehen sie eine klare Trennlinie zwischen Menschen und Tieren und dann zwischen Haustieren und Nutztieren. (Für den größten Teil der Menschen ist es nur eine reine Geschmacksfrage, ob ein Steak auf dem Teller liegt oder eine Kartoffel). Zudem: Haustiere sind für einige Menschen wertvoller als ihre Mitmenschen, man beachte etwa amerikanische Millionäre, die ihre Haustiere für hunderttausende von Dollarn klonen lassen (auch mit Hilfe von koreanischen Klonspezialisten), damit sie noch ein Andenken an ihre „Lieben“ haben. Ich verstehe immer weniger, wie Menschen Haustiere liebevoll streicheln können und im nächsten Augenblick andere Tiere verspeisen und damit die grausamen Lebensbedingungen, unter denen diese Tiere hochgezüchtet werden, in Kauf nehmen.

          Nun mögen einige sagen: Ja, aber Milch können wir doch mit gutem Gewissen trinken, die Kühe werden ja nicht getötet! Die meisten Kühe wandern schließlich doch zum Schlachter, nachdem sie als Milchautomat für eine unnatürlich kurze Lebensspanne vollständig ausgepresst wurden.

          Die Menschen ändern ihr Verhalten offenbar wenig durch ethische Argumente. Selbst wenn die Natur auf menschliche Eingriffe reagiert (Erderwärmung, Zunahme von Allergie-Erkrankungen – gerade in Seoul, „Schweineinfluenza“, „Vogelgrippe“ etc.) verändern sie ihr Verhalten kaum.

          1. Avatar von warum07

            … ich denk, das ist auch eine Frage der Werbung (Propaganda) würde anderes beworben werden (gesund und glücklichsein für alle Wesen) wäre es interessant für mich, ob dann nicht die Menschen doch anders sich zu verhalten anfängen … ???

            ich selbst bin garnicht so hoffnungslos, da gibt es immer mehr, diese LOHAS, doch :), es wird eine immer größere Gruppe von Menschen…
            hier, ein schöner Blog, den ich gern verfolge: http://www.lohas-blog.de/

            liebe Grüsse
            Karen

  2. Avatar von warum07

    ich hab hier noch einen feinen link in Sachen Fleisch…

    http://www.sein.de/gesellschaft/umwelt/2009/fleisch-verbieten.html

    liebe Grüsse
    Karen

    1. Avatar von Perspektivator

      Die Seite, auf der der von dir angegebene Link verweist, finde ich informativ und wichtig. Viele Menschen machen sich nicht klar, dass der Fleischkonsum nicht nur eine individuelle Entscheidung ist, sondern dass jeder, der Fleisch verzehrt, als Marktteilnehmer die Nachfrage und somit die Fleischproduktion beeinflusst. Für die Zeche des Fleischessens müssen leider auch die Vegetarier zahlen.

      Im Grunde genommen ist eine Begründungsumkehr notwendig. Nicht der Vegetarier hat seine Lebensweise zu begründen, sondern eine Lebensweise, deren Bestandteil der destruktive Fleischkonsum ist, bedarf der Begründung.

      1. Avatar von warum07

        ja so seh ich das auch und eine entwickelte Kultur kann aus meiner Sicht nur sich wirklich entwickelt nennen, wenn das so wäre, aus meiner Sicht leben wir daher immernoch in einer sehr primitiven Kultur…

        1. Avatar von Perspektivator

          Wir können auf verschiedene Zusammenhänge hinweisen und so vielleicht (kleine) Denkanstöße geben. Wer kein Fleisch isst, schlüpft schnell in einer Gesellschaft, in der der Fleischkonsum gepredigt wird, in eine Sonderrolle und wirkt vielleicht als Moralapostel. Selbst einige Buddhisten haben erstaunliche Rationalisierungen entwickelt, die es ihnen scheinbar erlauben, mit der buddhistischen Tradition konform, Fleisch zu essen.

          1. Avatar von warum07

            … ja, das finde ich auch sehr seltsam und schon wieder auch interessant…

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