Am vergangenen Sonntag besuchten wir ein Konzert. Die Koreanerin Kang Jui (Bratsche) und der gebürtige Wiener Philipp Richardsen (Piano) spielten im Seoul Arts Center. Das Seouler Kunst Zentrum liegt in Seocho Dong (Nambu Bus Terminal, Linie 3). Hier gibt es eine große Konzert-Halle und einen kleineren Vortragssaal.
Seouler Kunst Zentrum
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Das Konzert fand im Vortragssaal statt. Ich genoss es, den beiden Instrumentalisten zuzuhören. Außerdem bot die Aufführung auch dem Auge etwas.
Folgende Stücke waren zu hören:
Robert Schumann: Adagio and Allegro, Opus Nr. 70
Johannes Brahms: Viola Sonate Es-Dur, Opus 120 Nr.2
Allegro amabile
Allegro appassionato
Andante con motoPause
Rebecca Clarke: Viola Sonate
Impetuoso
Vivace
AdagioZugabe
Manuel de Falla: Siete canciones populares espagñolas (Nana)
Amazing Grace
Allerdings gestaltete sich das Programm an diesem Abend etwas anders als angekündigt. Das verwirrte mich etwas. Da ich mich vorher kaum mit dem Programm befasste und ich die Werke vorher noch nicht gehört hatte, fiel es mir nicht immer leicht, die einzelnen Kompositionen auseinander zu halten. Die Stücke von Händel kamen nicht zur Aufführung.
Bei dem Stück von Brahms variiert das Klavier und die Violine oftmals eine Melodie. Dies erinnerte mich teilweise an das Verfahren, das Bach in einigen seiner Stücke anwendet: dieselbe Melodie etwa später ein bestimmtes Intervall höher erklingen lassen oder leicht abgewandelt mit einem anderen Instrument aufgreifen. Das letzte Stück von Rebecca Clarke hob sich deutlich von den beiden vorhergehenden Kompositionen ab: weniger eingängige, teilweise recht seperat nebeneinander herlaufende Melodien, manchmal gar recht unvermittelter, staccatohafter Klaviereinsatz, modernere Harmonien.
Als Zugabe führten die beiden noch Amazing Grace auf – nachdem sie „Nana“ von Manuel de Falla aus der „Siete canciones populares espagñolas“ gespielt hatten. Letzteres scheint wohl eine Art Dauerrenner zu sein. Kürzlich schenkte mir eine Studentin der Violine eine CD mit bekannten Stücken für die Violine, auch diese Komposition fehlte auf der CD nicht.
Auf dem Weg zur Zugabe
Während des Konzertes stand die Bratschistin mehr oder weniger frontal vor dem Klavier, gerne hätte ich mehr vom Pianisten gesehen. Doch die Sicht auf ihn war verdeckt. War dies reiner Zufall oder ist dies gängige Praxis? Wollte die Bratschistin zeigen, dass es ihr Konzert ist?
Akustisch zeigte sich die Lage anders. Einige Besucher, so erfuhr ich, meinten, das Klavier zu deutlich herausgehört zu haben, die Bratsche sei ins Hintertreffen geraten. Diesen Eindruck hatte ich allerdings nicht. Ich vermute, dass die Komponisten dem Klavier in diesen Stücken durchaus eine tragende Rolle zugedacht hatten. Vielleicht gibt es hier besondere koreanische Empfindlichkeiten: Einige koreanische Zuschauer möchten möglicherweise, aus einem gewissen Nationalgefühl gespeist, dass die Musik ihrer Volksgenossen deutlich zu hören ist und dass alle sie begleitenden Instrumente eine klare Nebenrolle spielen. Dagegen war es es bei der ersten Zugabe offensichtlich, dass das Klavier in den Hintergrund tritt.
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Hinzugefügt von afimerod am 19. Juli 2008
Ria Bremer (Piano) and Rudolf Koelman (Violine) spielen „Nana“ von Manuel de Fallas „Siete canciones populares espagñolas“. Live-Aufnahme in Soest, Niederlande 2008
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