Im September jährten sich zum siebten Mal die Terroranschläge vom 11. September 2001. Alle großen Tageszeitungen berichteten in diesem Monat darüber, auch die Zeitungen in Korea. Hat sich in der Berichterstattung über diese Ereignisse in den vergangenen Jahren etwas geändert? Im Großen und Ganzen nicht, so habe ich den Eindruck. Der Zeitungsleser, aber auch der Fernsehzuschauer, sieht weiterhin auf eine Fassade: die offizielle Version der Ereignisse. Doch hinter den Mauern bewegt sich seit sieben Jahren einiges. Die Skeptiker an der offiziellen Version beschränken sich nicht (mehr) auf ein paar Tausend Aktivisten, sondern sie umfassen große Bevölkerungsteile in den westlichen Gesellschaften. In den USA zweifelte im Jahre 2006 etwa ein Drittel der Bevölkerung an der offiziellen Version (Siehe hierzu: scrippsnews 1, 2).
Doch die Massenmedien informieren weiter im Sinne des Status quo. Sie schützen die Fundamente des Systems. Keine der etablierten Zeitungen bringt eine sachliche Reportage über die Ungereimtheiten des 11. September und die Geschichte der 9/11 Wahrheitsbewegung. Allerdings gibt es durchaus Nuancen in der Berichterstattung. Während uns „Die Welt“ klar wissen lässt, dass die Anschläge Osama bin Laden angeleitet habe, vermittelt die Internetausgabe der FAZ, die am 11. September erschien, den Eindruck, dass für die Anschläge zwar das Netzwerk Al Qaida verantwortlich sei, aber nicht (mehr) der Araber Osama Bin Laden. Ebenso ist in dem Videofilm von der FAZ / Reuters: „11 September – New York gedenkt“ nicht davon die Rede. Doch spricht der Videofilm mit Bezug auf die Anschläge vom bisher „schlimmsten Anschlag in der Menschheitsgeschichte“. Gab es am Ende des zweiten Weltkrieges in zwei großen japanischen Städten nicht wesentlich schlimmere Anschläge, nachdem der Krieg für die Japaner bereits verloren war?
Die Korea Times machte es sich dagegen bequem. Sie druckte am 12. September, über den vorhergehenden Gedenktag berichtend, einfach eine Mitteilung der amerikanischen Presseagentur AP, in der Osama bin Laden als graue Eminenz hinter den Anschlägen bezeichnet wird: „Bin Laden, leader of the al Qaida network that orchestrated the deadliest terrorist attack in U.S. history, is believed to be in the lawless tribal belt of Pakistan and Afghanistan“.
Der Krieg gegen den Terror – eine Tragödie
Die einschlägigen Medien, einflussreiche westliche Regierungen und etablierte Politiker verbreiten nach wie vor das Bild von der Terrorganisation Al-Kaida, auf die die Anschläge am 11.9 zurückgehen sollen. Dies wundert nicht. Die Inszenierung des Mythos vom 11.9 und dessen Folgen ähneln einem Drama, einer Tragödie. Wie Shakespeares MacBeth erst König Duncan ermordet, dann seine Kammerdiener (die Zeugen des Mordes) erschlägt, um seine Untat zu verdecken, und dann immer weitere Personen (eingebildete Feinde) zur Strecke bringt, haben sich die westlichen Regierungen im „Krieg gegen den Terror“ die Hände blutig gemacht, in dem sie zwei große völkerrechtswidrige Angriffskriege vom Zaum brachen, in Afghanistan und im Irak. Den Mythos auf dem diese Kriege basieren, können sie nicht mehr in Frage stellen. Das gegenwärtige und das zukünftige Blut rechtfertigt das bereits vergossene.
Soldaten aus Deutschland und Korea beteiligen sich am “Krieg gegen den Terror”
Auch die Bundeswehr soll weiterhin am Hindukusch westliche Werte verteidigen, „Terroristen“ (damit sind wohl auch die Menschen gemeint, die sich gegen diesen Krieg legitimerweise zur Wehr setzen) jagen und die Freiheit der Bundesdeutschen sichern (wohl eher die Energieinteressen der Wirtschaft und die strategischen Vorstellungen der Regierung). Auch die Koreaner haben ihre Soldaten in den Irak und nach Afghanistan geschickt (“Es war ein Fehler”, so der frühere Präsident Roh, “doch wir mussten Solidarität zeigen”). Aus Afghanistan sind die Koreaner nun wieder abgezogen, im Irak bleiben sie weiter stationiert. Die Koreaner stellten sogar im Irak lange Zeit das drittgrößte Truppenkontingent dar – nach US-Amerikanern und Briten (Dazu: Anthony Arnove, Iraq logic of Withdrawal, New York 2007, XXIV). Mittlerweile haben die Polen mehr Soldaten im Irak als die Koreaner.
Krieg auf Pump
Derzeit soll wohl auch das gegenwärtig oder das zukünftig noch zu zahlende Geld, das bereits für den Irak-Krieg ausgegebene Geld rechtfertigen. Die USA finanzieren einen Krieg im Irak, zu dem sie nicht die Mittel haben. (Der Ökonom und Nobelpreisträger Stieglitz geht von 3 Billionen Dollar Kosten insgesamt aus). Woher also das Geld nehmen, wenn man es nicht hat? Richtig, weitere Schulden auf nehmen (etwa bei den Chinesen), die Steuern erhöhen oder einfach die Notenpresse anwerfen.
Der gegenwärtige 700 Milliarden Dollar schwere „Bailout Plan“ für die angeschlagenen Wallstreet Institute entspringt derselben Geisteshaltung: etwas verteilen, was nicht existiert. Jahrelang konnten Investmentbanken und windige Finanzinstitute unbelligt mit Finanzderivaten spekulieren (etwa mit „short selling“), den Häuserpreis oder den Preis möglicher Verkaufskandidaten in die Höhe treiben und Konkurrenten oder Übernahmekandidaten durch Gerüchte beschädigen. Aber am Ende entsprechen dieser riesigen Finanzblase keine Werte, die sich in realen Gütern ausdrücken. Anstatt nun die Schuldigen, im Sinne einer Marktbereinigung die Konsequenzen tragen zu lassen, sieht es ganz danach aus, dass der US-Kongress sie noch belohnen wird. Während der “richtige” Sozialismus den Habenichtsen unter die Arme greift, hilft der neue Wallstreetsozialismus den Reichen: durch eine Verstaatlichung oder Vergesellschaftlichung angeschlagener oder bankrotter Mammut-Finanzinstitute.
Krieg und Inflation
Grundsätzlich bleiben bestimmte soziale und ökonomische Mechanismen in der Neuzeit erstaunlich konstant. Der deutsche Ökonom, Kulturwissenschaftler und Soziologe Max Weber (1864-1920) bemerkt in seinem 1922 erschienenen Buch „Wirtschaft und Gesellschaft“:
Wo einmal autogenische Papierwährung besteht, ist die Chance vielleicht nicht immer der Inflation selbst, – denn im Krieg gehen fast alle Länder bald zur Papierwährung über, – wohl aber meist der Entfaltung der Folgen der Inflation immerhin merklich größer. Der Druck finanzieller Schwierigkeiten und der infolge der Inflationspreise gestiegenen Gehalts- und Lohnforderungen und sonstigen Kosten begünstigt recht fühlbar die Tendenz der Finanzverwaltung, auch ohne absoluten Zwang der Not und trotz der Möglichkeit, sich durch starke Opfer ihnen zu entziehen, die Inflation weiter fortzusetzen.
(Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Gesammelte Werke, S. 108)
Der Erwerb überseeischer »Kolonien« seitens einer politischen Gemeinschaft gibt kapitalistischen Interessenten gewaltige Gewinnchancen durch gewaltsame Versklavung oder doch glebae adscriptio der Insassen zur Ausbeutung als Plantagenarbeitskräfte (in großem Maßstab anscheinend zuerst von den Karthagern organisiert, in ganz großem Stil zuletzt von den Spaniern in Südamerika, den Engländern in den amerikanischen Südstaaten und den Holländern in Indonesien), ferner durch gewaltsame Monopolisierung des Handels mit diesen Kolonien und eventuell anderer Teile des Außenhandels.
Finanzielle Interessen an der Aufrechterhaltung des Krieges
– einerlei wie dieser ausgeht2
Die Steuern der neu okkupierten Gebiete geben, wo immer der eigene Apparat der politischen Gemeinschaft nicht zu ihrer Beitreibung geeignet ist – wovon später zu reden sein wird -, kapitalistischen Steuerpächtern Gewinnchancen. Die gewaltsame Expansion durch Krieg und die Rüstungen dafür schaffen, vorausgesetzt, daß die sachlichen Betriebsmittel des Kriegs nicht, wie im reinen Feudalismus, durch Selbstausrüstung, sondern durch die politische Gemeinschaft als solche beschafft werden, den weitaus ergiebigsten Anlaß zur Inanspruchnahme von Kredit größten Umfangs und steigern die Gewinnchancen der kapitalistischen Staatsgläubiger, welche schon im zweiten punischen Kriege der römischen Politik ihre Bedingungen vorschrieben. Oder, wo das endgültige Staatsgläubigertum eine Massenschicht von Staatsrentnern (Konsolbesitzern) geworden ist – der für die Gegenwart charakteristische Zustand -, schaffen sie die Chancen für die »emittierenden« Banken. In der gleichen Richtung liegen die Interessen der Lieferanten von Kriegsmaterial.
Es werden dabei ökonomische Mächte ins Leben gerufen, welche an dem Entstehen kriegerischer Konflikte als solcher, einerlei welchen Ausgang sie für die eigene Gemeinschaft nehmen, interessiert sind. Schon Aristophanes scheidet die am Krieg von den am Frieden interessierten Gewerben, obwohl – wie auch in seiner Aufzählung zum Ausdruck kommt – der Schwerpunkt wenigstens für das Landheer damals noch in der Selbstausrüstung und daher in Bestellungen der einzelnen Bürger beim Handwerker: Schwertfeger, Panzermacher usw. liegt. Schon damals aber sind die großen privaten Handelslager, die man oft als »Fabriken« anspricht, vor allem Waffenlager. Heute ist der annähernd einzige Auftraggeber für Kriegsmaterial und Kriegsmaschinen die politische Gemeinschaft als solche, und das steigert den kapitalistischen Charakter.
Banken, welche Kriegsanleihen finanzieren, und heute große Teile der schweren Industrie, nicht nur die direkten Lieferanten von Panzerplatten und Geschützen, sind am Kriegführen quand même ökonomisch interessiert; ein verlorener Krieg bringt ihnen erhöhte Inanspruchnahme so gut wie ein gewonnener, und das eigene politische und ökonomische Interesse der an einer politischen Gemeinschaft Beteiligten an der Existenz großer inländischer Fabriken von Kriegsmaschinen nötigt sie, zu dulden, daß diese die ganze Welt, auch die politischen Gegner, mit solchen versorgen.
(Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Gesammelte Werke, S. 524-525)
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