Der Zorn gegen die Regierung artikulierte sich im August und im September auch in Protesten buddhistischer Mönche. Sie werfen dem Präsidenten vor, einem überzeugtem Protestanten, bei der Besetzung politischer Ämter konfessionell voreingenommen zu sein. Tatsächlich sind nur 7,7 Prozent der Kabinettsmitglieder in Lee Myung Baks Regierung Buddhisten. Doch der Buddhismus ist in Korea die größte Volksreligion, knapp 11 Millionen Anhänger zählend, das sind etwa 23 Prozent der Bevölkerung.
Auf den Unmut zahlreicher Buddhisten stieß auch die Nicht-Nennung verschiedener bedeutender buddhistischer Stätten auf einer Webseite. Die Seite des Bildungsministeriums „Geografisches Bildungs Informations System“ nennt zentrale buddhistische Tempel nicht, etwa Bulguk, Baekyang und Bongûn. Doch andererseits zeigt die Seite kleine Kirchen und Kapellen. Den Unmut der Buddhisten entfachten auch mehrere als abfällig empfundene Bemerkungen von Regierungsvertretern über den Buddhismus und auch das Verhalten der Polizei: Respektlos durchkämmte diese den Jogye Tempel nach Demonstranten – und auch das Auto des Ehrwürdigen Jigwan. Er ist der Leiter des Chogye Ordens, des größten buddhistischen Ordens in Korea.
Am Mittwoch, 27. August versammelten sich etwa 200 000 buddhistische Mönche zu einer Massendemonstration. Sie verlangten eine Entschuldigung von Präsident Lee. Nachdem der Druck der Straße immer größer wurde, „entschuldigt“ sich Lee schließlich am Dienstag, 9. September: „Es ist sehr bedauernswert, dass einige Regierungsvertreter Missverständnisse unter buddhistischen Mönchen verursachten und auf diese Weise deren Gefühle verletzten“.
Mehr als materielle Vorteile
Doch die Mönche geben sich mit dieser „Entschuldigung“ nicht zufrieden. Sie wollen weiter protestieren, bis zu einem für sie akzeptablen und ernsthaftem Entgegenkommen.
Es bewegen sich also nicht nur Fußgänger und Fahrzeuge auf Koreas Straßen. In den achtziger Jahren kämpften die Koreaner mit Massenaufmärschen für politische Freiheiten. Am Ende der Regierungszeit des letzten Präsidenten, Roh, wollten viele von Politik nichts mehr wissen. Das spiegelte sich auch in der überraschend niedrigen Wahlbeteiligung wieder. Nun scheint sich wieder eine lebendige Bürgerbewegung Bahn zu brechen: Menschen, die mehr Beteiligung einfordern und nicht nur wegen höherer Löhne auf die Straße gehen.
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