Kampf gegen die schwarzen Massen

Nun ist etwas mehr als eine Woche vergangen seit der größten Ölkatastrophe, die jemals Korea heimsuchte. Die Regierung hat mittlerweile eine zeitweilige Steuerbefreiung für Betroffene und einen Hilfsfond im Wert von 30 Milliarden Won (circa 22 Millionen Euro) in Aussicht gestellt sowie das verpestete Gebiet zur Katastrophenregion erklärt.

Hebei SpiritPhoto: Yonhap

Am Freitag, 7. Dezember um 7:15 Uhr kollidierte ein 11800 Tonnen schwerer Samsung-Lastkahn mit der Hebei Spirit, einem in Hong-Kong registrierten 146000 Tonnen großen Öltanker. Der Unfall ereignete sich etwa 15 Kilometer entfernt von Taen an der Westküste. Nach Auskunft der Zeitung Jong Ang Ilbo (Ausgabe vom 15. Dezember) liefen mehr als 15000 Tonnen Rohöl ins Meer, die dreifache Menge wie bei dem Unglück im Jahre 1995 in der Nähe von Yôsu. Kommunikationsprobleme sollen zur Katastrophe geführt haben. Doch immer noch weiß man nicht genau, was die Ursache des Unfalles war. Ist das Umweltbewusstsein in Korea weniger stark ausgeprägt als in anderen Regionen der Welt, so dass die verantwortlichen Politiker, Wirtschaftskapitäne und auch die Journalisten, die für die öffentliche Aufarbeitung dieser Fälle verantwortlich sind, eher gemächlich an solche Katastrophen herangehen?

Die VerliererDie Verlierer

Gibt es vielleicht politische Gründe, die gegen das Aufdecken des Herganges der Ölpest sprechen? Wollen koreanische Politiker möglicherweise auf chinesiche Befindlichkeiten Rücksicht nehmen? Oder setzten sie auf den sprichwörtlichen Arbeitseifer der Koreaner, ihre Schnelligkeit im Meistern von schwierigen Situationen?

Man könnte den Fall auch so betrachten, dass zwar am Anfang des Ölaustritts der Zusammenprall stand, dass der Katastrophe jedoch nicht die Kollision vorausging, sondern das schlechte Katastrophenmanagement, wie die Korean Times bemerkt in ihrer an diesem Wochenende erschienenen Ausgabe. Denn ein angemessener Umgang mit den Folgen des Zusammenpralls hätte eine Ölflut dieses Ausmaßes verhindern können. So ging das Ministerium für maritime Angelegenheiten und Fischerei davon aus, dass das Öl erst 24 Stunden nach dem Austritt die Küsten erreicht. Doch die schwarzen Massen fluteten die Küste schon am Tag des Unfalls, am Freitagabend um 20:00 Uhr. Die Seebehörden hatten in der Vergangenheit damit geprahlt, im Katatastrophenfall 16600 Tonnen Öl innerhalb von drei Tagen entfernen zu können. Wäre diese Selbsteinschätzung richtig gewesen, hätten die Einsatzkräfte das Öl schon am vergangenen Montag von den Küsten entfernt gehabt, wären heute viele Strände nicht verseucht und zahlreiche Lebewesen wären mit dem Leben davongekommen.

Soldaten in friedlicher Mission (Bild: Reuters)

Die Ölflut ruinierte mittlerweile sechs Strände auf einer Länge von 167 Kilometern und erledigte 250 Fischfarmen. Nun ist auch ein weiteres Urlaubsparadies, die Insel Amyon, von den dunklen Massen bedroht. Das Öl haben mittlerweile 100000 Personen „aufgesammelt“, davon gestern allein 45000. Viele wollten durch ihre Hilfe dazu beitragen, die Menge der chemischen Lösungssubstanzen gering zu halten. Ein großer Teil der Helfer reinigte sich nach der Arbeit am Einsatzort daher auch selbst – mit Handtüchern und Reinigungsmitteln, die sie mitbrachten.

Bei der Arbeit

Kampf gegen das Öl (Bild: Yonhap)

Die Zahl der Helfer stieg sprunghaft. In den ersten Tagen nach dem 7. Dezember kämpften zunächst 9000 Soldaten und etwas weniger Zivilisten verzweifelt gegen die Ölflut. Viele rangen dabei mit den giftigen Dämpfen des Öls bevor sie in Ohnmacht fielen. Zahlreiche Küstenbewohner mussten sich wegen der Dämpfe übergeben.

Spezialschiffe

Patrouillenschiff (Yonhap)

Auch etwa 220 Spezialschiffe, die Teile des dreckigen schwarzen Teppichs aufsaugen oder auflösen, und sechs Hubschrauber sind im Einsatz. Amerikanische Spezialisten, die am Wochenende in der Katastrophenregion eintrafen, äußerten sich überrascht, dass die Koreaner offenbar so schnell das Gros der Ölmassen in den Griff bekommen hätten.


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