Am 15. August des Mondkalenders, das ist die Bedeutung von Ch’usôk (sprich: „Tschusok“), bringen die Koreaner symbolisch ihren Ahnen Speisen dar, besuchen und pflegen die Gräber ihrer Vorfahren. Die meisten Geschäfte sind an diesem Tag geschlossen, was in Südkorea durchaus eine Seltenheit bedeutet, haben dort viele Kaufhäuser an „normalen“ Sonntagen bis 20:00 Uhr geöffnet. Ch’usôk ist der wichtigste Feiertag für die koreanische Familie. Aber nicht jeder in der Familie hat viel Gelegenheit zum Feiern, denn ist die Familie groß, müssen die Frauen schuften und alles Mögliche vorbereiten.
In diesem Jahr fällt dieser Tag auf einen Dienstag. Auch der Tag vor Ch’usôk und der Tag danach sind offizielle Feiertage in Korea. Viele Koreaner nehmen an den restlichen Tagen in der Woche Urlaub und machen eine Reise. Die Auto-Straßen vor und nach den Feiertagen sind meistens heillos überfüllt. Normalerweise ist das Haus des ältesten verheirateten Sohnes der Ort des Familienfestes.
Heute, am frühen Morgen, bin ich eingeladen, mit den Eltern meiner Frau und anderen Familienangehörigen die Ch’usôk Zeremonie zu feiern. Über dem gedeckten Garbentisch, vergleichbar mit einem Altar, entzündet der Familienvater einige Räucherstäbchen und lässt diese um die Getränke kreisen. Der Songpyeon darf auch auf diesem Tisch nicht fehlen. Eine Zeremonie mit verschiedenen Verbeugungen schließt sich an. Kleine Essensstücke verbleiben vor der Haustür, das Licht geht aus und andächtig warten die Familienangehörigen bis die Vorfahren eine Kostprobe genommen haben. Auch ich verneige mich vor den Vorfahren bis zum Boden. Schließlich wandert das Essen vom Garben- auf den Esstisch, wir sitzen zusammen, essen und trinken. Dazu gehört auch Reiswein. Eine gute Tasse Kaffee oder Tee wäre zum Start in den Tag auch nicht verkehrt gewesen.
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