Irgendwann ist es bei jedem Menschen soweit, einige begegnen ihm öfter, andere nur selten, vielleicht nur ein Mal im Jahrzehnt. Aber, wer kann ihm ganz ausweichen, ein Leben lang? Wohl niemand. Wer macht des Öfteren seine Bekanntschaft? Vermutlich nicht wenige. Wie kann man vermeiden, von ihm heimgesucht zu werden? Etwa durch gesunde Ernährung, Vorsorge, regelmäßige Pflege und eine ausgewogene Lebensweise. Wer ist es? Der Zahnschmerz.
Mir ist zu Ohren gekommen, dass koreanische Zahnärzte recht schnell behandeln möchten, also recht geschäftstüchtig sind. Ich kenne eine koreanische Frau, die wegen einer kleinen Beschwerde zu einem koreanischen Zahnarzt ging. Dieser fackelte nicht lange, er kümmerte sich nicht nur um die bestehenden Schmerzen, sondern führte am Tag der Behandlung gleich eine „Generalsanierung“ des Gebisses durch. Schnell wurde die gute Frau mit einer Million Won zur Kasse gebeten. Ähnliches las ich in Internet-Foren, in denen Leute ihre Erfahrungen mit koreanischen Zahnärzten erläuterten.
Diese zupackende Art erinnert mich an einen Zahnarzt, der mich in Deutschland behandelte. Zunächst war ich erleichtert, als er endlich – es war wohl im Jahre 2001 – meine Amalgamfüllungen entfernte. Denn diese vergifteten meinen Körper bereits seit meiner Jugend. Mehrere Ärzte hatten sie im Laufe der Zeit eingesetzt. In Russland waren diese Füllungen längst verboten als man in Deutschland immer noch dieses Teufelszeug aus Silber, Zinn, Zink und Quecksilber in die Zähne der Patienten stopfte. Und früher gaben die Krankenkassen Entwarnung – heute denken sie zum Glück (etwas) anders.
Zurück zum deutschen Zahnarzt: Ich mochte es besonders, wenn er mit seinen Instrumenten und seiner Hand in meinem Mund sich raumfüllend zu schaffen machte und dann während der Behandlung verschiedene Fragen an mich richtete, Fragen, die nicht nur mit einem einfachen „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten wären. Ein leichtes – oder kein Nicken – hätte hier gereicht. An mich richtete er also keine geschlossenen Fragen, wie die empirische Sozialforschung sagt, sondern offene Fragen, etwa: „Wenn wir nun A durchführen, wie soll ich es dann machen?“ Mangels stichhaltiger Antworten meinerseits, die Hände des Zahnarztes immer noch in meinem Mund, zog er es dann doch vor, aus Zeitgründen – ohne mein Einverständnis – einfach hemdsärmelig seine Vorstellungen umzusetzen.
Mündig beim Zahnarzt?
Sicher, ein Zahnarzt kann nicht immer nachfragen, oft weiß der Patient sicherlich auch nicht, worum es geht. Doch es gibt eben auch grundsätzlich Entscheidungen, die der Patient treffen sollte. Da ich den Eindruck hatte, dass der deutsche Zahnarzt lieber diese grundsätzlichen Entscheidungen alleine fällt, war ich dann bald auch sein Patient gewesen.
In Korea ging ich ein Mal wegen Zahnschmerzen am Zahn 4.7 zu einem chinesischen Arzt. Die Schmerzen hatte ich vor diesem Besuch schon einige Wochen. Regelmäßige Spülungen mit Sonnenblumenöl ließen sie fast verschwinden, aber irgendwann wollte ich doch etwas gegen die körperlichen Ursachen dieser Beschwerden unternehmen. Der chinesische Arzt meinte, Yin und Yang ständen bei mir nicht in einem ausgewogenen Verhältnis. Ich würde mit der Nahrung meinem Körper zu viele kalte Speisen (Yin) zuführen. Dies schlage sich in Zahnschmerzen nieder.
Der chinesische Arzt betonte, dass die obere Zahnreihe mit der Verdauung und die untere Zahnreihe mit dem Magen in Verbindung stehe. Die Zahnreihe unten rechts sei anderen Organen des Körpers zugeordnet. Der Magen müsse, wenn man sich ausgewogen ernähren wolle, im richtigen Verhältnis warme und kalte Speisen aufnehmen. Zu den warmen Speisen gehöre auch Fleisch. Wenn man sich rein vegetarisch ernähre, würde der Magen zu kalt werden. Diese Kälte strahlte auf andere Bereiche des Körpers ab, etwa auf die Zähne.
Yin und Yang und die Zähne
Die rechte Hälfte des Kopfes, also die Seite, auf der sich 4.7 befindet, stehe mit der linken Körperhälfte in Verbindung. Daher akupunktierte mich der chinesische Arzt schließlich an drei Stellen am linken Fuß und an der linken Hand, genauer gesagt auf der linken Seite des Handgelenkes. Die Akupunktur sollte dem Magen Wärme zufügen. Außerdem sollte eine Infrarotbestrahlung auf die rechte Gesichtshälfte die Zahnschmerzen weiter verringern. Auch eine zusätzliche Massage gehörte zur Behandlung.
Der Besuch beim chinesischen Arzt lag nun über zwei Jahre zurück. Zwischenzeitlich ging ich noch ein Mal in Deutschland zu einem naturheilkundlichen Zahnarzt, den ich sehr schätze: 4.7 war mittlerweile fast abgestorben, anstatt eine riskante Wurzelbehandlung zu versuchen, verständigten wir uns nun auf eine Extraktion.
Empfangszimmer des chinesischen Arztes
Nun – im Juli 2007 – sah ich es also wieder ein Mal geboten, wegen einer Vorsorgeuntersuchung zum Zahnarzt zu gehen. Ich suchte das Internet nach naturheilkundlich praktizierenden Zahnärzten (auch „holistic dentists“) in Seoul ab, einen habe ich über die GZM gefunden (siehe Ende des Beitrages). Dieser antwortete aber nicht auf meine E-Mail. Sonst blieb meine Suche erfolglos, auch auf englischen Webseiten. Naturheilkundliche Zahnärzte legen besonderen Wert auf die Verträglichkeit der Materialien, die sie verwenden. Daher lehnen sie Amalgam als Füllstoff grundsätzlich ab. Sie achten auf die Wechselbeziehungen zwischen Zähnen und Körper / Lebensführung. Außerdem, so habe ich den Eindruck, ziehen sie es vor, notwendige Behandlungen durchzuführen anstatt den Patienten zu kostspieligen, aber nicht erforderlichen Lösungen zu überreden.
Die deutsche Botschaft übersandte mir aufgrund meiner Anfrage eine Liste mit Zahnärzten in Korea, die auch für deutsche Patienten in Frage kommen. Natürlich, was den medizinischen Standpunkt betrifft, könnten in der Liste auch koreanische Mediziner stehen. Aber beim Arzt spielt die Kommunikation keine geringfügige Rolle. Jemand mit Englisch- und Deutschkenntnissen, aber nur mit einer relativ begrenzten Fähigkeit, sich im Koreanischen zu verständigen, zieht es dann doch vor, zu einem Arzt zu gehen, der eher seine Sprache spricht.
Naturheilkunde kontra Mechanik
Nun griff ich also zum Telefon und wählte die Nummer eines Zahnarztes, der auf der Liste stand. Ich nenne diese Person im folgenden A. Ich rief A an, und sie antwortete mir freundlich in Deutsch. Schon nach kurzer Zeit entstand eine recht angenehme Beziehung zu ihr. Ich schilderte mein Anliegen, es gehe mir zunächst nur um eine Untersuchung, und sprach auch davon, dass ich auf der Suche nach einem naturheilkundlich praktizierenden Zahnarzt bin. Überraschend schnell erhielt ich einen Termin, bin ich doch lange Wartezeiten in Deutschland gewohnt, manchmal drei Wochen oder mehr.
Schließlich wollte ich noch den Preis der Beratung wissen. Es handelte sich um 40.000 Won. Ich gehe davon aus, dass die Auslands-Reisekrankenversicherung (Tarif AVL) der Deutschen Krankenversicherung diese Kosten abdeckt, da es sich um eine „gezielte Vorsorgeuntersuchung“ handelt.
Der Weg zu A war nicht zu lang – von Gwacheon. Dort angekommen, füllte ich zunächst einen kleinen, in Deutsch verfassten Erhebungsbogen aus: Krankheiten von früher, Unverträglichkeiten, Adressdaten etc. Im Behandlungsessel kam A dann doch recht schnell zu verschiedenen Erkenntnissen, d.h. A fand neural-gische Punkte, die einer Behandlung bedürften. „Mir ist klar, dass es verschiedene Stellen gibt, an denen etwas getan werden kann“, sagte ich. „Nein, nicht getan werden …, Sie müssen etwas unternehmen“, sagte sie mir. A machte Photos von einigen dieser behandlungsbedürftigen Zähne.
Am Tag nach der Untersuchung sandte sie mir diese per E-Mail zu. Das hat mich beeindruckt; in Deutschland habe ich es sehr selten erlebt, meine eigenen Zähne beim Zahnarzt sehen zu können, vielleicht ein oder zwei Mal zeigte sie mir der Zahnarzt im Spiegel, und nun erhielt ich sogar die entsprechenden Photos per E-Mail. Klar ist mir allerdings nicht geworden, bei welchen Zähnen ein akuter Behandlungsbedarf besteht. Morgen ist eine Reise nach Deutschland vorgesehen. Ich hoffe, in den kommenden Wochen auch meinen naturheilkundlichen Zahnarzt konsultieren zu können.
Bundesverband der naturheilkundlich tätigen Zahnärzte in Deutschland e.V.
http://www.bnz.de/
Internationale Gesellschaft für Ganzheitliche ZahnMedizin e.V. (GZM)
http://www.gzm.org/default.htm
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