Buddhismus in Nordkorea

Buddhismus und Nordkorea – verträgt sich das?

Der Historiker Andrej Lankow stellt in der Korean Times die Lage des nordkoreanischen Buddhismus dar (Buddhism in North-Korea, 15.1.2007, S. 6).

Zwischen 1960 und 1980 hatte Nord-Korea weder Tempel noch offiziell anerkannte religiöse Gruppen. Wenn die nordkoreanischen Machthaber auch alle Religionen ablehnten, so lehnten sie diese nicht in gleicher Weise ab. Für das nordkoreanische Regime in seinen frühen Jahren verkörperte das Christentum das Böse, denn es habe zu starke Verbindungen zu ausländischen Mächten, an deren Spitze die Vereinigten Staaten stünden. Das Christentum war für das Regime reaktionär und antinational. Die am ehesten noch akzeptable Religion war Chondogyo, oder die Lehre vom himmlischen Weg. Gegenwärtig spielt diese ekklektische Lehre keine große Rolle mehr in Korea. Doch zwischen 1860 und 1940 war ihr Einfluss groß im geistigen Leben auf der Halbinsel. Die Führer und Anhänger dieser Religion beteiligten sich an der Nationalbewegung: dem Tonghak Aufstand in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts und der März-zuerst-Bewegung von 1919. Die nationalen Element in dieser Religion machten die nordkoreanischen Autoritäten toleranter.

Eine Religion ist weniger böse als die anderen

Der Buddhismus stand dazwischen. Er konnte nicht mit den nationalen Errungenschaften der Chondogyo Religion mithalten, im Gegenteil, in der Kolonialzeit (1910 -1945) arbeiteten viele Buddhisten mit den Japanern zusammen. Einige Verwaltungsbeamte sahen sogar im Buddhismus eine Religion des Imperiums. Aber der Buddhismus pflegte nicht, wie die christlichen Religionen, enge Beziehungen zu den „imperialistischen“ Mächten.

Nationalmuseum Seoul

Während der Landreform von 1946 konfiszierten die Herrscher alle Ländereien und religiösen Einrichtungen der Buddhisten. Dies entzog vielen Mönchen die Existenzgrundlage und trieb sie aus den Klöstern. Als ein Mittel, den Buddhismus unter Kontrolle zu halten, entstandt 1945 ein Dachverband, die Koreanische Buddhistische Union. Sie repräsentierte zwar nicht die Glaubensvorstellungen ihrer Mitglieder, machte die Buddhisten aber für die Bürokratie berechenbarer.

Während die christlichen Kirchen unmittelbar nach dem Korea-Krieg aufhörten zu funktionieren, hielten die Buddhisten noch Zeremonien bis in die frühen sechziger Jahre. Obwohl man die Buddhisten streng überwachte und ihre Praxis in vielerlei Hinsicht einschränkte, kamen sie offenbar besser mit den Einschränkungen zurecht als die christlichen Gläubigen und Priester. Nach der stillen Auflösung der Buddhistischen Union im Jahre 1965 hörte man einige Jahre nichts mehr von den nordkoreanischen Buddhisten. Doch 1975 erschienen wieder buddhistische Repräsentanten der Union auf internationalen Versammlungen, auf denen sie Amerikaner und ihre südkoreanischen Verbündeten provozierten, indem sie erklärten, wie glücklich die Massen unter der Leitung des „großen Führers“ lebten. In den siebziger und achtziger Jahren wurden viele Tempel im großen Maßstab restauriert und heute gibt es 63 offiziell anerkannte Tempel in Nordkorea. Einige von ihnen dienen angeblich dem Feiern religiöser Riten. Aber unklar ist, ob diese Rituale echt sind oder ob es sich nur um sorgfältige inszenierte Aufführungen für die ausländischen Besucher handelt. Gegenwärtig leben etwa 300 buddhistische Mönche im Norden. Sie beziehen Vergütungen vom Staat und kümmern sich um die Tempel. Gemessen am Standard der nordkoreanischen Religionspolitik ist die Behandlung der Buddhisten nicht besonders streng. Dennoch sieht es so aus, dass der Buddhismus in Nordkorea keine Renaissance erleben wird. Wahrscheinlich macht sich zukünftig im Norden ein größerer und radikaler christlicher Einfluss bemerkbar.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Buddhismus in Nordkorea“

  1. Avatar von nosferatu1875

    moin

    intreressanter artikel!!

    lg nos

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