6. Januar 2006
Eine Scheidung, die keine ist
Die jungen Koreaner nutzen zunehmend eine alte Praxis aus, so ist heute, am 6. Januar, in der Korea Times zu lesen. Fällt in Deutschland die Feier der Hochzeit oft auf den Tag der standesamtlichen Eheschließung, so klafft hier in Korea eine Lücke – und diese wird offenbar immer breiter. Das Paar feiert in Korea im (größeren) Familienkreis, nicht selten recht pompös, sich über Jahre verschuldend, den „schönsten Tag im Leben“ und geht erst einige Tage oder Wochen später zum Standesamt. Nun warten immer mehr Paare bewusst damit, ihre im Familienkreis vollzogene Trauung staatlich zu legalisieren. So auch das „Schauspieler-Ehepaar“ Lee Chan und Lee Min-young nach handfesten Auseinandersetzungen.
Gute Vorsätze zum neuen Jahr
Der Jahreswechsel liegt nun bereits ein paar Tage zurück. Dennoch bleiben einige Eindrücke von Silvester haften. Viele Koreaner feiern den Beginn des neuen Jahres nicht nach dem Sonnen-, sondern nach dem Mondkalender, und nach dem Mondkalender beginnt das neue Jahr etwas mehr als einen „Sonnenkalendermonat“ später. Dennoch: Am 1.1. fanden wir uns zu einer kleinen Neujahrsfeier ein, symbolische Opferung von Gaben bei Weihrauch, gemütliches Beisammensein.
Am Silvesterabend fiel mir hier, in Gwacheon, die Abwesenheit der – in Deutschland und anderen Ländern – üblichen Knallerei zunächst unangenehm auf, man ist daran gewöhnt, dies als notwendigen Bestandteil des Rituals hinnehmend. Die Abwesenheit des Kraches dagegen erzeugt Angst, so wie etwa die Anwohner einer vielbefahrenen Straße, ihren Urlaub in einer ruhigen Berghütte verbringend, dort zunächst nicht einschlafen können.
Später dachte ich: Nun gut, keine Böller und Stille ist vielleicht besser als einige Minuten Geräusch- und Farbenkulisse und die üblichen Verletzten. Im Fernsehen sah man durchaus, besonders in der Sendung, die die Show in der Nähe der City-Hall übertrug, dass in der Innenstadt durchaus etwas los war. In den Außenbezirken, auf dem Land, erfuhr ich, da zünden die Leute keine Knaller, aber in der Innenstadt? Hier lief das übliche Programm, dass man auch von anderen Staaten kennt, der Globalisierung sei dank. Auch hier wurden die letzten Sekunden des alten Jahres angezählt. Nur seltsam: Schon zwei Minuten vor der Zeitenwende gingen in der Innenstadt die Raketen gen Himmel. Seltsam, dachte ich, die Asiaten, sonst für Ruhe, Ordnung und Zurückhaltung bekannt, können sich nicht beherrschen. Nun war die Zeit abgelaufen, die Gläser hoben sich und ich dachte an den Vorsatz fürs neue Jahr.
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