Langsam beginnt es mir zu dämmern, dass ich mich wohl ziemlich umstellen muss. Mit einigen Sachen kann ich gut leben: In der U-Bahn etwa ist mein Sicherheitsempfinden größer als in einigen verlotterten U-Bahn Schächten deutscher Großstädte; die Leute, so habe ich den Eindruck, verhalten sich hier alle wesentlich disziplinierter. Das Essen macht einen gesünderen Eindruck als in Deutschland und ich schätze die Koreaner als ein gastfreundliches Volk ein.
Aber vieles ist fremd, das fängt natürlich mit der ungewohnten Sprache an. Erste Ergebnisse des Koreanisch-Kurses an der Yonsei-Universität (gegenüber liegt die Ewha-Frauen-Universität), den ich gerade besuche, liegen vor. Gelegentlich machen wir Tests, mit denen wir das Hörverständnis schulen sollen, oder lösen Rätsel. Hierfür gibt es keine Punkte, aber es entstehen Eindrücke und Stimmungen. Bei einem Test hatte ich recht große Mühe, die koreanischen Wörter zu verstehen. Das ist dann ernüchternd, besonders, wenn man vorher nicht wenig gelernt hat.
Ja, Teile der gewohnten Umgebung vermisse ich. Ich schreibe hier auf einem Notebook, auf dem viele koreanische Programme installiert sind; mit dem Lesen meiner mitgebrachten Dateien gibt es oft Schwierigkeiten. Nicht ohne weiteres zu verkraften sind hier auch Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen, die um einiges größer als in Deutschland sind. Zu dieser Jahreszeit im Frühling ist das Klima noch angenehm und verträglich. Im Sommer wird sich dies wohl ändern, wenn es erst einmal richtig feucht-heiß wird und wochenlang schüttet.
Morgens erhält man, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, kein vernünftiges Brot – von Brötchen ganz zu schweigen -, in erster Linie importierte weiche, toastbrotähnliche, süßliche Scheiben. Das hausgemachte koreanische Brot ist besser, aber wesentlich teurer. Auch wenn französische Bäcker / Konditoren in Seoul verbreitet sind, so fehlen sie in vielen Orten ganz. In Frankreich ist die Auswahl an Brot zwar auch bescheiden, dort erhält man aber immerhin Baguette und Croissants zum Frühstück. In ganz Seoul ist mir nur eine deutsche Bäckerei bekannt. Zwar gibt es Bäckereien, die deutsche Namen tragen, aber ihre Backwaren erinnern doch nur sehr entfernt an das Angebot in deutschen Bäckereien. Die Koreaner wollen eben Reis essen, und das zu jeder Tagesszeit.
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